Wie ich das Greenpoint Stadions besichtigte
Und dann hat man diese kleine Journalistentruppe ins Hinterland von KwaZulu gekutscht. Das Hinterland ist ein Hochland, und dort wächst auch auf 1400 Metern noch Wein! Dies ist das erste, wenn auch nicht mehr einzige Weingut in KwaZulu, die bekannteren Weinregionen liegen in der Kapgegend.
Die Weinstöcke sind bereits entlaubt, ist ja Winter hier unten und arg klein, was bei einem 4jährigen Gut auch nicht anders sein kann. In solchen Lagen ist es erfahrungsgemäß etwas kühler und daher werden auch eher weiße Sorten angebaut, was den Eigner aus einer alten deutschen Winzerfamilie trotzdem nicht daran hinderte auch rote Tropfen zu produzieren. Und die trinkt er selbst auch am liebsten. Unsereins nippt ja nur mal und spült den Rest weg (Spucken mögen die hier weniger), aber der Somelier und sein Weingärtner haben kräftige Hiebe aus ihren Gläsern genommen – zum neidenden Leidwesen meiner Mitreisenden immer wieder ein edler Roter, während sie/wir den Weißen testen sollten.
Der natürlich nur mir halbwegs schmeckte, ansonsten ist man hier ja eingeschworener Roter. Neben dem Wein brauen die Gutsleute auch ein bisschen Bier, man liegt schließlich an der Bierroute, die mich persönlich aus Recherchegründen wesentlich mehr interessiert hätte. Aber Essig, bzw. Sauvignon Blanc de Blanc und damit verabschiedet man sich auch wieder aus den Höhen.
Am Tag darauf gibt es nur eine Sorte Wein, dafür aber in einem Gordon Ramsey-Restaurant mit angeschlossenem Luxushotel. Herr Ramsey hat nur die Karte kreiert, zum Kochen kommt er hierher nicht. Aus seinem Menü habe ich jedenfalls ein Elandfilet gewählt, während der Pressesprecher des Hotels von der Eröffnung und all den Superstars schwärmte. Das Eland war außen etwas kross, aber sonst sehr lecker. Ab diesem Zeitpunkt verzeichne ich in meinem mentalen Tagebuch und auf der Waage nur noch mehrgängige Menüs und Weintestungen entlang des Westkaps und in der Stellenbosch-Region. Zuviel von allem und wirklich anstrengend, auch wenn mir das wieder keiner glaubt. Ich lass die Details entsprechend aus.
Es gab am Rande bw. auf den Fahrten zwischen den Weingütern noch ein bisschen Natur und Kultur zu bestaunen. In Kapstadt hat man uns beispielsweise in das zukünftige Greenpoint Stadion gelassen – noch eine Baustelle. Mit übergroßen Bauarbeiterschuhen und unvorteilhafter Kopfbesetzung durften wir dann mal eben in die Runde schauen und den Arbeitern über die Schulter. Die sind zur Motivation übrigens auch schon in Fußballtrikots eingekleidet als Team Greenpoint unterwegs! Das ist doch was. Natürlich werden sie ihre Arbeit bis Dezember schaffen, denn dann ist Abnahme für das Stadion. Mir kommen leichte Zweifel als ich sehe wie 5 Leute in einer Kette einen Stein durchreichen um den Weg zu pflastern. Aber sie werdens schon schaffen!
Im Western Cape Nationalpark liefen uns später dann mehrere rot gekleidete Schildkröten über den Weg. Unser sehr kundiger Guide Cyrill hat sie für uns gleich mehrmals von einer Seite der Straße zur anderen rennen lassen – wie ein Aufziehauto – damit wir sie fotografieren können. Diese Sorte ist nämlich echt schnell zu Fuß! Ansonsten gab es wie immer einen herrlichen Blick auf Meer und Lagunen.
Im kleinen Ort Darling schließlich durften wir das Anwesen eines Dame-Edna-Verschnitts begutachten. Evita se Perron ist ein Transvestit, der mit Kabarettshows Geld verdient und auf seinem Anwesen genügend Arbeit für ein halbes Dorf geschaffen hat, das hier Souvenirs und Schnickschnack bastelt. Er/Sie selbst bastelt auch sehr gern. Im Garten bewundert man beispielsweise einen Blechskulpturenpark, den er liebevoll sarkastisch den Boorassic Park nennt. Zwischen der üppigen Vegetation stecken Plastikblumen Zuhauf, und der Mann hat diese alte Bahnstation in ein echtes Museum seiner Selbst verwandelt, Bildergalerie inklusive. War sehr spannend da, leider war der Hausherr nicht zugegen. Er gibt nur am Wochenende Vorstellungen. Ansonsten tingelt er durch die Welt und veralbert Nelson Mandela & Co.
In Stellenbosch war ich nun auch endlich mal. Ist ja eine der ältesten weißen Siedlungen in SA. Ein kleines Städtchen voller Eichen und Souvenirläden. Vor den Stadttoren wallen die Weinreben die Hänge der Berge herunter und man verkostet zum zweiten, dritten, vierten Mal Pinotage und Sauvignon. Eins der Güter hat uns eine 10minütige Handmassage geschenkt. Sehr komische Szene, denn die Damen, die dort massieren, sind Einheimische, die entsprechend schüchtern ans Werk gehen, und nur untereinander tuscheln, sonst völlig schweigen… Sehr komisch, vor allem, wenn alle wie auf der Hühnerstange nebeneinander hocken und sich die Arme abklopfen lassen. Aber was für eine Wohltat für die vielbeschäftigten Schreiberhände kleiner Journalisten!
Aus diesem Trip nehm ich zwei Dinge mit: Bitte keine Weinverkostungen mit Essgelagen mehr! Und: Ich will unbedingt ins Namaqwaland zur Blütezeit! Wann und wie bleibt derzeit ungeklärt! Ich brauch jetzt erst mal Urlaub!
Ich wurde zu dieser Reise eingeladen von South African Tourism und SAA.
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