Wie ich eine Tasmanischen Teufel knuddeln wollte
Endlich gibt es etwas zu berichten, außer Pleiten, Pech und Pannen! Nachdem man drei Tage in Launceston und Hobart tot geschlagen und die unfreundlichste Herberge seit langem überwunden hat („Pickeld Frog“ klingt nur lustig, mehr nicht!), haben wir endlich unseren Guide getroffen und besuchen mit ihm die einheimische Fauna.
Tasmanische Schoßhund-Teufel
Und da, da sitzt er. Der Teufel! In Schwarz gehüllt blickt er mich mit seinen schwarzen Knopfaugen an. Vielleicht sieben Meter trennen uns. Und eine kleine Mauer. In seinen Augen ist keine Regung erkennbar. Seine Ohren leuchten rot im Sonnenlicht. Er hat das Interesse schnell an mir verloren und dreht sich weg, blinzelt in die Sonne. Plötzlich reißt er seine Schnauze weit auf und zeigt seine spitzen Zähne. Diese Kiefer können angeblich kräftiger zubeißen als ein Pitbull. Soll ich jetzt schaudern? Nein! Der kleine Teufel rollt sich gerade zusammen, um ein Sonnenbad zu nehmen. Was ist der niedlich!
Der Tasmanische Teufel kauert da wie ein Schoßhund und döst. Dass er so drollig ist, habe ich nicht erwartet. Er genießt einen zweifelhaften Ruf. Wenn er gereizt knurrt und faucht, soll er seinem diabolischen Ruf gerecht werden. In der übrigen Zeit erfreut das kleine Beuteltier mit seinen schwarzen Knopfaugen die Besucher des tasmanischen Wildparks, in dem ich ihn gerade fasziniert beim Sonnenbaden beobachte. Ich habe Schauermärchen gehört, dass Teufel sogar Menschen angreifen. „Alles Quatsch!“, lacht Guide Matt. „Die sehen, dass wir Menschen um einiges größer sind als sie selbst. Wir passen nicht in ihr Beuteschema. Sie verteidigen sich höchstens.“ Außerdem seien die nachtaktiven Räuber in freier Wildbahn nur noch sehr selten anzutreffen. Ihr Bestand schrumpft dramatisch.
Tasmanien ist des Teufels einzige verbliebene Heimat. Nur hier streift er noch durch die einsamen wuchernden Eukalyptuswälder. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Bisher habe ich ihn auch auf Wasserflaschen, Krawatten, allerlei Souvenirs und natürlich als kuscheliges Plüschtier entdecken können. Er steckt in den Herzen der Tassies, die das kleine Raubtier hochhalten wie eine Ikone, wie ich in den letzten Tagen feststellte.
Diese Teufelchen sind wahrlich arme Teufel, wie ich gerade lernte. Seit Mitte der neunziger Jahre grassiert ein Gesichtskrebs (Devil Facial Tumour Disease) unter den possierlichen Tieren – leicht übertragbar und noch immer nicht heilbar. Auf Schautafeln im Besucherzentrum sehe ich furchtbar entstellte Teufel mit Beulen im Gesicht. Nicht so süß und knuddelig wie die hier im Wildlife Park. „Seit 1996 stehen die Tasmanischen Teufel auf der Liste der bedrohten Tierarten. Ihr Bestand halbiert sich jährlich durch den Gesichtskrebs“, erklärt mir Leanne vom Borongo Wildlife Sanctuary besorgt. In ihrer Wildstation leben derzeit 30 gesunde Teufel, die als Teil des „No Injury“ Zuchtprogramms für gesunden Nachwuchs sorgen bis es ein Heilmittel für die Infizierten gibt.
Teufels Nachbarn im Wildlife Park
Auf dem Gelände des Wildparks sehen wir heute nicht nur harmlose, drollige Teufel. Verwundete und verwaiste Wombats bekommen von Leann und ihrem Team ebenso Heim und Pflege wie Koalas, Opossums, Quolls, Kängurus, Wallabies, Emus und Schnabeltiere. Ich darf einen kuschelweichen Koala und einen struppigen Wombat streicheln und verstehe sehr gut, wie die Begegnung mit den knuddeligen Beuteltieren Parkbesucher sensibilisiert und den Schützer im Tierliebhaber weckt. Ich will sofort einen Teufel adoptieren! Sarcophilus harrisii soll es nicht wie seinem entfernten Verwandten, dem Tasmanischen Tiger, ergehen.
Schnee in Tasmanien
Unser Guide ist Botaniker und fährt einen satten Reifen, allradgetrieben durch die Berge und Täler der Insel. So sehen wir doch noch den Endpunkt des Overland Tracks, den wir hätten erreichen sollen. Es fing gerade an zu schneien! Mt. Olympus, Mt. Rufus und Mt. Field hängen in Schneewolken – man teilte per Radio mit, dass dies der schneereichste und kälteste April in Tasmanien seit Jahrzehnten sei, ne is klar! Nach mir nur noch der Schneeflug…
Eukalyptus bis in den Himmel
Neben den niedlichen Tieren bewundern wir heute viel Wald und hohe Bäume. 30 Eukalyptusarten gedeihen hier in äußerst unterschiedlicher Form. Manche werden über 60 Meter hoch, wie dieser Blaue Eukalyptus. Wir lagen Matt eine ganze Weile mit den Worten „just like New Zealand“ in den Ohren, muss mich dafür bei Gelegenheit unbedingt entschuldigen. Aber Farne und Farnbäume, Moos auf allem –das ist für mich bisher immer Neuseeland gewesen. Wobei die höheren Lagen mit nur noch 3 bis 4 Eukalypten pro 100 Quadratkilometer Heidekraut und niederem Gewächs doch etwas anders anmuten. Ich mag’s, auch wenn immer mal wieder Regen aufzieht.
Schließlich wagen wir uns auf den Mt. Wellington, den Hausberg von Hobart. Recht steiler Zahn. Bis kurz vor der Spitze haben wir eine tolle Aussicht auf Hobart und umliegende Inseln, Buchten und Stadtteile. Aber oben angekommen, stell sich der Corcovado-Effekt ein: Wolkenwand, Sicht gleich Null. Versuchen wir dann am Ende der Reise nochmal. Morgen wandeln wir erst einmal durch die Baumwipfel!
Grüße aus Tassie, auch von den Teufeln ;)
Claudi
Ich reiste auf Einladung von Tourism Tasmania und Qantas Airlines
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