Wie ich mit Seedrachen im Kelp tauchen wollte
Wenn Pinguine bäuchlings nach oben im Ozean treiben, hat das ungefähr dieselbe Bedeutung, wie bei Fischen, die bauchoberst schwimmen – es geht ihnen dann meist nicht gut. Um es anders auszudrücken, die gehen gar nicht mehr. Sie sind gegangen. In die ewigen Fischgründe nämlich. So einen Pinguin in ungesunder Schwimmhaltung erspähten wir gestern auf der Fahrt zur Waterfall Bay, wo zumindest einer von uns unterm Wasser bei den Seedrachen war. Ja, richtig geraten, die schreibende Person war es nicht!
Schlechte Vorzeichen
Die hat den toten Pinguin schließlich als Bestätigung und ein schlechtes Omen zum Tauchen genommen. Stattdessen sitzt meine eine dann eben 50 Minuten im Boot und schnaubt vor Wut wie ein Drache. Passend dazu habe ich mir ein böses Drachenaugen zugelegt. Oh Mann, das kann doch echt nicht sein! Overland Track abgebrochen wegen Hinkeknie und nun den Tauchgang nicht gemacht, weil irgendwelche Adern im Auge geplatzt sind!
Dabei war es schon schwierig eine Tauchschule zu finden, die uns überhaupt tauchen lässt. Schließlich hat Karen vom Eaglehawk Neck Dive Center doch noch ihren Bootsmann gefunden, um uns rechtzeitig vor Abflug noch „under under down under“ zu bringen. Nett gelegene Tauchschule im Nirgendwo. Als wir an dem Abend vom Busfahrer in Eaglehawk Neck ausgesetzt wurden, gab es weit und breit keine Zivilisation. Karen hat uns abgeholt, und eine Unterkunft gegeben. Essen mussten wir uns erlaufen. 30 Minuten durch dunkle Nacht und dunklen Wald. Nur die Sterne haben geleuchtet und unsere Taschenlampen. Der Südhimmel ist allein ja immer wieder eine Reise wert. Obwohl das Sternbild des Drachen am Nordhimmel ist. Aber dafür sieht man hier unten die Milchstraße!
Tauchen am Eaglehawk Neck
Naja, da wandert man also durchs dunkle Idyll und als ich mich später ins Bett lege, denk ich noch „fühl mich jetzt schon dizzy und war noch nicht mal unterwasser!“ Was auch immer dann passiert ist, ich kann mich nicht erinnern. Ich meine geschlafen zu haben. Jedenfalls war das Auge der Drachendame wohl schon leicht gerötet, als ich aufgestanden, in die Badeklamotten gehopst und zur Anzuganprobe geschritten bin.
Und dann ging das Disaster erst richtig los! 7 mm dicke Neopren-Anzüge unterscheiden sich von denen, die man sonst so in tropischen Gewässern zum tauchen bekommt nicht nur durch die Dicke des Materials, sondern auch durch ihre Auswirkung auf die Boyancy dessen, der drin steckt. Ums kurz zu machen: man sinkt um einiges schneller und ein einziger Atemzug kann schon zu viel gewesen sein und dich wie einen Korken nach oben knallen. Aus die Maus. Also, was machen wir, die wir nie in sowas gesteckt haben? Richtig! Wir üben das mal im Pool. Im 10 Grad kalten Pool! Eine Stunde lang auf den Grund sinken lassen, ruhig atmen und sich irgendwie in der Waage halten, ohne ständig weiter zu sinken, ohne ständig nach oben zu schnellen. Nebenbei noch die Ohren und Nase freimachen. Und da hat schon irgendwas weh getan, ein Ohr immer mal wieder blockiert.
Ach, hab ich die 10 Grad Wassertemperatur erwähnt? Hab ich auch erwähnt, dass die komfortablen Handschuhe erst für die richtigen Tauchgänge bereitlagen?! Ich hab noch nie solche Schmerzen vor Kälte gehabt. Man gewöhnt sich zwar dran, aber hey, den Anzug auszubalancieren ist echt heftig. Jedenfalls tauchte ich dann zum x-ten Mal wieder auf, noch dazu völlig angesäuert, weil das Üben in der Kälte absolut nicht entspannend ist und Sascha und Mick gucken mich entsetzt an. Was jetzt schon wieder?! Ja, das Auge! Das hat’s dann also durch die Druckausgleiche oder was auch immer leicht gefetzt. Aus die Maus.
Mit Seedrachen tauchen im Kelp
Ich muss also passen. Blöderweise hatten Karen und Mick geplant, uns da allein in den Kelp und zu den Drachen (und Haien) zu schicken… also wäre die Endkonsequenz gewesen: Claudi raus = Saschi raus. Mick fand Erbarmen (und vor allem Geld) und erklärte sich bereit, mit Sascha zu tauchen. Das kostete uns dann 130 Dollar mehr als für uns zwei zusammen, aber dafür gab’s Digitalbilder. Haben wir nun also Bilder von Saschis, die mit Seedrachen tauchen! ARGH!!!
Im Kelp waren sie dann auch noch. Und ich sitz oben im Boot und guck zu, wie die Wolken dichter werden… Sascha fand’s beeindruckend, Mick wiederholte immer wieder was von „sick forest“. Der Kelp vor Tasmanien ist in den letzten fünf Jahren um 90% geschrumpft. Global Warming ist auch hier gut bei der Arbeit. Muss man sich also beeilen, wenn man den Seegras-Wald sehen will. Es gibt noch einen in Nordkalifornien ;)
Aber ich nehme das Ganze zum Anlass zu behaupten: Ich muss nochmal nach Tasmanien kommen. Im Sommer. Wenn ich abgehärteter bin. Mit Mietwagen. Und Weitwinkel-Objektiv. Mit Unterwasserkamera. Wie mir gestern so lyrischer durch den Kopf sprang: Tasmanien ist ein Mikrokosmos, den es im Makro zu erforschen gilt. Nächstes Mal dann :)
So, letzter Tag in Hobart, die Sonne strahlt und Mt. Wellington ist wolkenfrei. Versuchen wir mal, das noch aufs Bild zu bekommen! Ansonsten lest ihr in 2 Tagen sicher wieder was. Gibt eine Menge zu sehen und staunen – in Singapur!
No worries!
Claudi
p.s. was den toten Pinguin angeht. Mick meinte dazu nur ganz kalt „hat wahrscheinlich was falsches gegessen.“
Ich reiste auf Einladung von Tourism Tasmania und Qantas Airlines
Stichworte: eagle hawk neck, insel, kelp, seedrachen, tauchen, Tiere, unterwasser