Wie ich den Hippos beim nächtlichen Grasen lauschte
Aaaach Afrika! Da denkt man doch an die vielen wilden Tiere. Leider hat uns niemand für einen Big-Five-Trip eingebucht. Also keine Elefanten, Löwen, Leoparden und Nashörner. Wir machen eben die Schmankerl an der Seite. Nach der Reiterei haben uns Isabella und Anthony überraschenderweise zur nächsten Lodge geflogen, 20 Minuten weiter nördlich ist das und heißt Thonga Beach. Thonga ist ein Stamm, der an der Grenze zu Mosambik lebt. Auf Mac’s Internationalem Flughafen (1 Piste, 200 Meter lang, 9 Meter breit, davor, dahinter und daneben Eukalyptuswald) erwartete man uns schon.
Eugene (ein Thonga) hat uns von dort über einen seeeehr langen Kilometer bis zur Lodge geschaukelt. Unglaublich, was die hier Straße nennen! Nach all den wackligen Ausfahrten (verstehe immer noch nicht, dass keiner von uns mal rausgefallen ist, hätte eigentlich passieren müssen…) werde ich einen Chiropraktiker brauchen, definitiv! Jedenfalls wackelt man sich so eine halbe Stunde bis ans Ende der Welt und ans Ende des indischen Ozeans, der brandet nämlich dort direkt an die Haustür.
Ach Kinners, was hatte ich Spaß! Ich bin das letzte Mal vielleicht vor 18 Jahren so in den Wellen rumgesprungen! Nachdem ich mir zwar was zum Schnorcheln geholt hatte, aber weit und breit kein Fisch sehen konnte, hab ich einfach nur noch Strandgut gespielt. Ok, vielleicht war der Pina Colada zum Mittag ein bisschen zu früh… Aber Spaß hat’s gemacht. Und gut nur, dass ich mich lange damit aufgehalten hatte, ein Wiedersehen mit den Wellen gab es am nächsten Morgen nämlich doch nicht (hatte auf Tauchgang gehofft oder wenigstens Schnorcheltour mit Walhaien, aber wir hatten keine Zeit und die Flut kam zu spät…)
Nach dem Baden hat uns Eugene dann zum Sundowner (jap, every evening the same procedure!) gebracht. Geschaukelt. Gesprungen. Lebensgefährliche Achterbahnfahrt. Bei der Rettung einer heruntergefallenen Sonnenbrille waere Tanja beinahe auch heruntergesprungen. Ja, wir hatten Spaß! :D Plötzlich waren alle Hippos egal. Eugene hatte sich für Off-Road entschieden, einfach mal am See lang, vielleicht ergibt sich ja was. Das war übrigens der größte See in südlichen Afrika, in dem so an die 200 Nilpferde und 300 Krokodile wuseln, nicht dass ich das bestätigen könnte. Nachdem wir mit der sprunghaften Aktion schon mal die Reiher vor dem Sonnenuntergangsbild vertrieben hatten, konnten wir nur noch Weintrinken und abwarten. Und dann kam doch wirklich eine Gruppe Hippos an die Oberfläche. Weit weg, nur ein Weibchen mit Jungem war neugierig genug, näher an uns ranzukommen. so im Untergangszenario sah’s ganz aufregend aus.
Am nächsten Tag wollten wir das Hippo-Treffen noch etwas intensivieren, wurden über eine ähnliche Buckelpiste bis zu einem Übergabepunkt geschippert und vom nächsten Ranger in Empfang genommen, der uns in eine Stromfreie Zone mit Hippo-Anschluss brachte. Die Kosi Forest Lodge ist bekannt für eine Kanutour auf einem Seensystem, in dem etliche Dickhäuter und zukünftige Schuhsohlen lauern. Und dafür, dass es im Camp tolle Hütten mit Himmelbett unterm Moskitonetz, Außendusche und Hängematte gibt. Und keinen Strom, nur Öllampen. Aber Handyempfang, zwei Schritte rechts neben dem ersten Baum vor der Bar. Wie auch immer, ein Ort um Ruhe zu haben, und den Hippos beim Grunzen zuzuhören – all night long!
Vorher sind wir aber auf besagter Kanutour gewesen. Man hat uns sicherheitshalber geschippert (lebensrettend bei diesem albernen Gegacker!), wir konnten derweil das Vogelleben studieren und fotografieren. Irgendwo hat man die Hippos gehört, aber nicht mal mit Zoom gesehen. Und unsere einheimischen Paddler hatten ziemlichen Respekt vor den Eintonnern. Also keine Hippo-Fotos und die Krokodile haben sich auch versteckt. Die wussten alle, dass wir drei kommen! Später hat uns Garreth, der Ranger (ja, recht annehbar), am Lagerfeuer erzählt, dass diese scheinbar schwerfälligen Tiere bis zu 40 km/h an Land draufkriegen und unterwasser wie Torpedos durchs Geraeusch ziehen. Also wirklich nix, an das man näher ran sollte. Die fühlen sich nämlich sehr schnell in die Enge getrieben. Na, dann doch lieber die Frühstücksaffen, die Cocktails umschmeißen und Toast klauen, die sind harmloser.
Jetzt geht’s weiter nach Kapstadt!
Gruß von den Hippos!
Claudi
Ich reiste auf Einladung von South African Tourism