Wie ich in Santiago de Chile mit Currywurst zur heiligen Maria auffuhr
Buenas tardes, amigos!
mein erster Post auf einer Touch-Tastatur! Hat ewig gedauert, Nerven gekostet und nicht vorhandene Geduld – also lest mit Wertschätzung. Sind gut gelandet, gesund und müde. Vor den netten Eindrücken, zunächst
Tipps, was man Claudi nicht unbedingt nachmachen muss
1. Das USA-Visum (auch für Durchreisende) mit einer unstabilen Internetleitung 10 min vor Abfahrt zum Flughafen beantragen
2. Via London und/oder USA fliegen – Nebel und Heathrow halten immer alles auf, Immigration ist mit stundenlangem Anstehen verbunden
3. Mit drei vollen Akkus nach Chile reisen, aber nur einen davon auf eine Stadtrundfahrt mitnehmen
4. In ein anerkanntermaßen englischloses Land fahren, ohne die Landessprache zu sprechen
Erkundungen in Santiago de Chile
Zu den schönen Dingen am Reisen. Das gewählte „Andes Hostel“ in Santiago liegt wie versprochen sehr zentral, ist hübsch hergerichtet und hat 4 Stockwerke mit Dach und BBQ auf jenem. Während wir die ersten Parks und Bänke auskundschaften und zwischen Tausenden Hotdog-Ständen nach Nahrung suchen, richtet man uns das Zimmer unterm Dach her.
Currywurst in der Fischhalle
Das Zentrum von Santiago, hauptsächlich der Bezirk Bellas Artes, ist recht überschaubar, wenn man einmal die richtige Richtung gewählt hat, kommt man von ganz allein zum Plaza de Armas – dem Hauptplatz, gesäumt von der Kathedrale, Kolonialbauten und einer kleinen Hotdogmeile. Von dort ist es ein Katzensprung zum Mercado Central. Die Halle, in der Fisch gestapelt, gewogen und verkauft wird. Im Innenraum, unter einer kunstvoll gestalteten Stahldachkonstruktion, warten die Restaurant-Promoter auf Kundschaft. Das beste Fischrestaurant der Stadt soll das hier sein. Zumindest behauptet das Luiz, der uns entgegenkommt. Weil wir ja nicht Spanisch sprechen und er ein Weltmann ist, ist er sofort beim Deutschen und achja, Berlin, da hat er mal gelebt, ein Jahr lang als Dozent für Romanistik an der Humboldt gearbeitet. Er zählt die Bezirke auf, kennt noch Ost- und Westberlin. Und ja: er kennt auch die Currywurst! Natürlich macht er ein Bild mit Qwoo. Das mit dem Museum für eine Wurst findet er komisch, aber dass das Foto auf Facebook gehört, das will er uns unbedingt einreden!
Nach erfolgreicher Nahrungszufuhr auf einer lauschigen Parkbank stellen wir im Hostel fest, dass nicht alle Uhren in Chile die gleiche Zeit anzeigen. Eine Verwirrung überkommt uns, die auch noch 2 Tage anhalten wird: Wie spät ist es? Nun ist die Zeit solange kein Problem, wie man nicht pünktlich an einem Flughafen sein muss. Stadtspaziergänge und Busrundfahrten sind ja quasi zeitlos. Wir verschieben das Zeitproblem auf später, leben weiter nach dem, was alle elektronischen Geräte anzeigen: UTC-4.
Stadtrundfahrt durch Santiago
In der Zwischenzeit vertreiben wir die Minuten und Stunden mit so lustigen Sachen wie Fleisch suchen für Claudi und Tortengeschäfte umgehen wegen Claudi und bunte Schaufenster angucken, die schon voll auf Ostern eingerichtet sind. An Tag zwei machen wir uns die große Stadt per Bus zu eigen. In Santiago kommt die Sonne nicht vor 10 aus dem Nebel, die Bustouren starten auch nicht vor 9.30, wir werden verwöhnt ;) Hop-on Hop-off gibt es auch hier – sogar im roten Doppeldecker – Globalisierung im Tourismussektor. Wir hoppen durch die Stadt, mit immer viel Grün zur Rechten und zur Linken, mit Wolkenkratzern a la Märkisches Viertel und Wolkenkratzern a la Manhattan. Villen, kolonialer Prunk und überaus hässlicher Ostblock-Vierkantbau sind auch da. Von den umgebenden Anden nix zu sehen. Denn die Stadt hat eine hübsche Dunstglocke auf und verhindert Blicke in die Ferne.
Auf und um den San Cristobal
Mit dem Fernblick versuchen wir es noch einmal auf dem 880 Meter hohen Hausberg, dem San Cristobal. Dort oben, unter dem Rock der Heiligen Jungfrau Maria in Weiß, da kann man die ganze Stadt und auch schemenhafte Umrisse der Berge im Osten erkennen. Wenn man die lustige Seilbahn zur Jungfrau nimmt, kann man unterwegs übrigens am Zoo von Santiago aussteigen.
Am Fuße des Berges tobt das Leben. Der Bella Vista-Bezirk erinnert mich ein bisschen an Buenos Aires und sein La Boca. Bunte Fassaden, viele Galerien, Kneipen, Restaurants, Strassencafes… und ein Mann mit einer Polaroid und einem Lama. Allein das Prozedere zu beobachten, ist spassig. Nein, kein Foto mit Lama für Geld! Das machen wir in der Atacama.
So, und nach diversen Spaziergängen und einer lauten Nacht im Hostel (lag an den Hunden, die überall rumstreunen), haben wir eigentlich gehofft, den richtigen Flug nach Puerto Montt zu erwischen. Die Flugnummer passte am Ende nicht zur Abflugzeit, aber die Dame am Check-in hat solange geschwitzt, bis es doch hinhaute! Neues aus dem Seengebiet in ein paar Tagen!
Hasta luego, Claudi
Stichworte: Hostel, hotel, santiago, stadtführung, staedte