Insel Sainte Marie: Auf der Suche nach Walen und Piraten
Heute Mittag verschwand eine Kollegin kopfüber in einem wasserdichten Seesack – hauptsächlich auf der Suche nach einem Objektiv, aber auch nach Sonnencreme. Ersteres fand sie, unnötigerweise, denn es gab gar keine Anwendungsmöglichkeiten. Die Sonnencreme hätten wir in den 3 Stunden auf dem Stückchen Meerenge zwischen Madagaskars Ostküste und der Insel Sainte Marie besser gebrauchen können. Sonne und spiegelnde Wasseroberfläche waren nämlich alles, was wir anzusehen hatten. Keine Wale in Sicht.
Such den Wal, ruf den Wal!
Die Gewässer um Madagaskar gehören zur weltweiten Geburtsstube für Buckelwale, also haben wir mal unser Glück versucht. Aber auch Meeresbiologin Maria (die genau wie wir vorübergehend auf Sainte Marie ihren Job macht) konnte die Wale nur im Wasser hören. Weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht lag es aber auch an dem sonnenstichigen Gekicher, Seemannsgesängen und unwalischen Rufen, die die Seeriesen unter Wasser hielten. Wir haben es mit Grönländisch und Madagassisch versucht, aber weder „api-miiii“ noch „samana-nibeee“ fand ein offenes Walohr, dafür aber eine treffende Einschätzung unseres Geisteszustandes.
Ideale Tauchgründe vor Sainte Marie
Auf der kleinen Badeinsel, die die Einheimischen als Nosy Bohara bezeichnen, kann man nicht nur nach Walen gucken. Delfine schwammen mal kurz vorbei, das Riff sieht vor allem von oben traumhaft und vielversprechend aus. Habe mir von Maria sagen lassen, dass die gefährlichsten Meerestiere die Seeigel in der Lagune und Tigerhaie weiter draußen sind. Man darf also ein buntes Unterwasserprogramm erwarten. Leider hatte ich weder die Zeit dafür noch die Kondition, hab mich in den Tropen etwas erkältet.
Verfluchte Echsen
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Außerhalb des Wassers kann man aber auch etwas auf Sainte Maries Landmasse erkunden. Ein Chamäleon machte gerade einen ersten Ausflug nach dem Winterschlaf und hing in einer Hecke rum. Wir haben es etwas mit Blitzlichtgewitter überrascht, es blieb schließlich das einzige seiner Art, das wir sichten konnten. Die Madagassen halten Chamäleons für heilige Tiere, essen kommt nicht in Frage (ich habe es für möglich gehalten). Nicht mal anfassen, sie glauben, dass einen Krankheiten und Unglück heimsuchen, wenn man sich an den heiligen Echsen vergreift. Auch eine Art Tierschutz.
Apropos heilig und fluchbelastet. Auf Madagaskar gibt es so manchen Ort und manche Handlung, die man nicht betreten oder tun darf. Fadys oder Tabus gibt es an fast jeder Ecke, allerdings weiß man das selten vorher. Erst wenn man schon im heiligen See badet oder die verfluchte Höhle betreten hat, bekommt man gesagt, was man falsch gemacht hat. Sollte also vorher mal fragen.
Piratenschätze und Fiedhöfe
Auch Sainte Maries Mini-Schwesterinsel, eine ehemalige Gefängnisinsel, ist so ein Ort. Dort haben erst die Piraten ihre Schätze vergraben, bevor sie selbst dort als Gefangene endeten. Heute bewacht ein Gefangener die Insel vor Schatzräubern und Touristen, die keinen Eintritt zahlen wollen. Theoretisch gibt es Tunnel und Kammern unterhalb der Insel, aber rein praktisch versucht niemand zu graben – weil die wenigen Einheimischen, die mal in so einem Höhleneingang mal verschwanden, nie wieder aufgetaucht waren. Die Moral für alle anderen ist: verfluchte Höhlen betritt man nicht.
Einige Piraten, die Sainte Marie einst als Zuflucht, Handelsplatz und neue Heimat betrachteten, ließen sich hier begraben. Den Piratenfriedhof erreicht man über eine kleine Mangrovenfahrt durch winzige Kanäle und über eine kleine Bucht im handgeschnitzten Einbaum. Wir haben es geschafft, den Kahn nicht umzukippen und die Grabsteine ohne Blessuren zu erreichen, die Lachmuskeln stark beansprucht. Leider hat nur eines der Gräber hat ein waschechtes Piraten-Design auf den Stein mit Totenkopf und gekreuzten Knochen.
Hotel-Pirat mit großem Herz
Apropos Pirat. Der Hotelbesitzer unserer hiesigen Herberge wollte uns natürlich auch erzählen, dass er ein Pirat (im Herzen) sei. Aber eigentlich ist er nur ein reisewütiger Franzose, der jetzt eben mal ein Hotel mit 10 Bungalows auf Sainte Marie betreibt. Er tut übrigens Gutes. Er beschäftigt 20 Einheimische und ernährt im Prinzip 200 Leute dadurch. Außerdem ließ er von 40 anderen aus dem Dorf die Schlaglöcher in der Straße aufschütten. In einigen Hütten konnte ich einen Fernseher erspähen, mit einem Fahrrad-Rad als Antenne auf dem Dach. Das soziale Engagement erwähnte Monsieur Arnaud aber auch erst, nachdem er die von skrupellosen Japanern gejagten Wale beklagt hatte. Wie dem auch sei, die Hütten am Meer sind komfortabel und erschwinglich, und ab morgen wieder anzumieten, wir müssen nämlich wieder zurück. Leider :(
Melde mich später noch einmal!
Grüße bis dahin :)
Ich reiste auf Einladung des Office National du Tourisme de Madagascar. Vielen Dank & Merci!
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