Wie ich in Tansanias Arusha Nationalpark glückliche Tiere und Menschen traf
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Wie ich in Tansanias Arusha Nationalpark glückliche Tiere und Menschen traf


Jambo!
Mit einem Rimbaud-Gedächtnis-Knie nach Abessinien – sowas kann auch nur mir passieren. Glücklicherweise musste ich die 7 Stunden Überflug nicht in der Knie-Knick-Klasse absitzen. Und eigentlich beginnt die Reise auch gar nicht in Abessinien, sondern am Kilimanjaro. Man möchte uns demonstrieren, dass Ethiopian Airlines auch jede Menge andere Ziele in und um Afrika anfliegt, der Kili-Airport ist einer davon und ich find das super.

Fotos vom Arusha Nationalpark

Vor dem Flughafen brennen die Flammenbäume. Die Luft brennt auch, Löschwasser inklusive. ‚S ist schwül in Afrika. Unser Quartier in Tansania liegt am Fuße des Mount Meru, also schon recht hoch mit 1600 Metern. Ganz auf der Höhe liegt die Meru View Lodge, obwohl wir eher nach dem Kilimanjaro Ausschau gehalten haben. Der versteckt sich meist und auch bei Schönwetter in den Wolken, aber am Abend hat er sie mal weggeschoben – nur für uns. Wir sind dieses mal wieder eine ganze Fußballmannschaft ohne Tormann (und wohl auch ohne spielerisches Talent), und als Spitze des Reisejournalistendaseins nun auch wirklich ALLE mit Profiausrüstung unterwegs, teilweise sogar mit doppelter Kamerabesetzung! Ich fühle mich hier mit meinem Mini-Teleobjektiv schon fast aussetzig!

Solch Foto-Equipment benötigt man allerdings auch für die Tierbeobachtungen und Safaris. Aus mir spricht also nur der Neid, weil andere mit regelrechten Fernlupen auf die „Jagd“ gehen konnten. Um seine Füße hat der Meru einen Nationalpark gescharrt, den Arusha nämlich – voller Pflanzen, Gestrüpp, Seen und Tiere. Von den Big Five sind hier nur zwei ortsansässig, Büffel nämlich und Elefanten soll’s da auch geben. Als erstes liefen mal wieder die Giraffen auf, sind scheinbar wirklich die neugierigsten und unscheusten von allen. Gefolgt von einer ganzen Affenbande Paviane, die erst im Gebüsch neben dem Jeep ordentlichen Radau gemacht haben und dann doch die Straße zum Weiterzanken in Betracht zogen. Gut für uns :) Es folgten die eigentlich viel interessanteren Affen, also solche, die man nicht in jedem Zoo bewundern kann. Die Colobus saßen ein bisschen weiter weg, man erkennt sie nur, wenn irgendwo im grünen Dickicht mal ein weißer Puschelschwanz vom Baum hängt. Unser Safari-Fahrer muss Adleraugen haben, dass er beim Fahren auch noch was in 150 Meter Entfernung ausmachen kann.

Und dann sah ich Roy! Samt Clan. Roy haben wir in Südafrika das Zebra getauft, das wir auf dortiger Safari eigentlich gar nicht gesehen haben. Ob unserer Enttäuschung gaben wir ihm damals den Namen (warum es nun dieser war, kann ich nicht sagen, war nicht meine Idee). Und hier war er nun, Roy in aller Pracht und Gestreifigkeit. Hinten auf der Wiese graste noch eine Giraffe, ein paar Warzenschweine machten auch die Runde und die Büffel hielten Siesta unter den Bäumen. Was für ein Idyll – das kann kein Zoo. Auf dem weiteren Weg saßen dann noch ein paar Wasserböcke (hatte ich bisher auch nur als Trockenfleisch) und im Momella-See badeten die Flamingos gerade ihre Füße, während auf einer kleinen Insel mitten im See drei Nilpferde Lunch hatten und sich sonnten.

Wir taten es ihnen gleich und hatten unsere dicken Lunchpakete eigentlich schon aufgerissen als ein Schulbus am Picknickplatz vorfuhr. Allgemeine Assoziationskette: Kinder – Afrika- Hunger – Lunch – Brot für die Welt. Und die Assoziationskette von Journalisten: Kinder – Afrika – Fotos – Lunch – Bestechung. So ungefähr lief das dann auch ab.

Das Essen haben wir erst einmal zurückgehalten, man möchte den Kleinen ja nichts voressen. Da die aber gerade auf einem Ausflug mit ihrem Schulfotografen waren, liess sich unser Vorhaben da ganz scheinheilig einbauen. Die Kids sahen nicht nach Hungeropfern aus, auch nicht nach Lumpen und Armut. Gehörten wohl der Mittelschicht an, wie unser Begleiter von Diamir (Veranstalter) mitteilte. Die Disney-Shirts liessen ihn das erkennen. Die meisten guckten trotzdem nicht begeistert in die Kamera, weder in unsere noch in die des Schulfotografen. Zu unserer Erleichterung haben sie dann selbst gepicknickt und wir konnten Essen fassen ohne schlechtes Gewissen. Eine kleine Delegation brachte dann sogar eine Flasche Fanta an unseren Tisch, woraufhin wir dann spontan Popcorn und Waffeln gespendet haben – statt dem „Brot für Afrika“. Und haben eine Hand voll Kartoffelchips dafür erhalten. Sie lassen sich ungern als Hungeropfer betrachten, habe ich den Eindruck. Zumindest nicht diese Schulklasse. Und ich Depp hatte den Beutel voller Kugelschreiber in der Lodge liegen gelassen!

Nach diesem Intermezzo trafen wir am Nachmittag Michael, einen Ranger mit Kalaschnikow und lustigen Deutschkenntnissen (irgendwelche Bayern und Ösis haben ihm mundartliche Sätze gelehrt, die er uns nun ganz stolz präsentierte). Michael führte uns vom Fuß zum Knöchel des Meru, zunächst aber über die Buffalofields zu ein paar mehr Giraffen, und dann zu den Büffeln. Alles schön zu Fuß, man könnte es als Wanderung bezeichnen, modern auch als Walking Safari. Jedenfalls lagen da die Büffel und sahen sich mit einer Herde Menschen in 10 Meter Entfernung konfrontiert. Ein paar Bullen sind mal demonstrativ aufgestanden, aber der Graben mit dem Bächlein schien sie genauso zu beruhigen wie uns. Ich hätte nicht gedacht, dass man wirklich so nah an die Tiere kommt.

Die Bergbesteigung fiel dann irgendwie aus, Michael rief irgendwann „I koann niema!“ und damit war auch ich erlöst, obwohl das Knie gut ging. Wir haben dann lieber noch ein paar Büffel beobachtet, ohne Seil und Boden bzw. Graben zwischen uns. Dafür mucksmäuschenstill und schon ein bisserl mulmig. Michael erzählte hinterher, dass er mal einen Büffelangriff abwähren musste und wegen einer panisch klammernden Touristin beinahe draufgegangen wäre, aber „That’s life, kill is life“. Ein Wildhütersatz. Den Büffel hat es ohne Warnschuss dahingerafft – genau zwischen die Augen, mitten durchs Hirn, mit einer deutschen Mauser, echte Wertarbeit. Zum Schluss fing es an zu tröpfeln und ich fühlte mich ein weiteres Mal wie ein Regengott, über Nacht wurde daraus eine Flut. Wie sagte das Lodge-Manager Horst doch gleich: „Hier regnet es immer nur kurz, aber dafür richtig doll.“ Je nachdem wie man die Kürze definiert, hat er Recht. Das mit der Zeit sei in Afrika sowieso alles etwas anders. „Wir haben die Uhr, die haben die Zeit.“ Der reinste Euphemismus!

Und damit Gute Nacht ihr Uhrenbesitzer!
Claudi

Ich reiste auf Einladung von Ethiopian Airlines, der Meru Lodge und Diamir Erlebnisreisen

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