Wie ich im Schnellboot über den Fjord zum größten Mahlstrom der Welt jagte
Ich habe Puffins fotografiert! Gesehen hab ich die zwar schon mal, aber so weit weg, dass ich nur den komischen Flatterflug und behäbiges kurz über der Wasseroberfläche lang schrubben belächeln konnte. Heute jedoch saßen sie auf dem Fjord wie die Entchen auf dem See :) Papageientaucher sind drollige Vögel, mit karnevalistischen Gesichtern und kleinen runden Bäuchen, die sie tatsächlich etwas am Abflug aus dem Wasser hindern. Daher flüchten sie auch eher nach unten als nach oben. Es ist gar nicht einfach, nah genug an die geflügelten Clowns heranzukommen.
Fjord-Tour im Schlauchboot
Wir taten das auf einer Rib-Boat-Tour (motorisiertes Schlauchboot) über den Fjord, eingemummelt wie Michelin-Männchen. Mit 30 Knoten (55 km/h) und bei 9°C hat Herr Kjell uns durch Niesel und Regen geschippert, bis die schwarzen Rücken mit den weißen Bäuchen und Gesichtern auftauchten und auch gleich wieder abtauchten sowie wir uns mehr als 10 Meter näherten. Sie haben was von Pinguinen, sind aber eher mit Albatrossen und Co verwandt. Jedenfalls haben wir im schaukelnden Boot die Kameras angelegt und geschossen, was ging. Ich habe dabei zwei Erfahrungen gemacht. 1: Mein Objektiv ist ungeeignet für Safaris jeglicher Art und 2: Auch ein Bildstabilisator hätte da wenig geholfen.
Wildes Leben am Fjord
Auf den insgesamt 3 Stunden-Boot-Trip sahen wir noch 4 Seeadler. In der Gegend um Bodö, der wir uns so immer mehr näherten, sind die gar nicht selten. In ganz Norwegen leben über 1500 Paare, das ist wohl die Hälfte aller europäischen Seeadler und 20% des Weltbestandes. Bodö nennt sich da wohl zu Recht die Seeadler-Hauptstadt. Wir sahen 4 Stück, weit oben über den verwölkten Berghängen. Warum es hier soviel Getier gibt? Weil die Nahrungsgrundlage da ist. Reiche Fischgründe führen zu reichen Seeadlerbeständen.
Der stärkste Mahlstrom der Welt
Noch spektakulärer als die Adler in der fernen Höhe sind Bodös Wasserstrudel, die vom stärksten Gezeitenstrom der Welt verursacht werden. Da kommt man auch recht nah ran. Kjell hat da mal eben das Schlauchbötchen in den 6 Knoten starken Strom gesteuert. Der Rest ist Abtreiben. Die 6 Knoten sind nur halbe Kraft. Bis zu 16 können es bei richtigem Hub werden. Den Salzstrom, norwegisch Saltstraumen („salt-strömen“), plätschern täglich viermal 400 Millionen Kubikmeter Wasser den Bach herunter und wieder rauf. Bzw. hin und her.
Eigentlich presst sich das Wasser vom Meer durch einen Fjord in einen anderen. Bei Bodö ist die Meerenge so schmal, dass die Wassermassen bis zu 10 Meter durchgemessene Strudel verursachen. Von der Brücke, die die letzten Kilometer des KV 17 über den Strom bringt, lässt es sich gut aufs aufgewühlte Wasser gucken. Tauchen und Schnorcheln kann man auch, aber wer will das schon im 6°C kalten Wasser!
Luftfahrtmuseum Bodö
Apropos Wasser und Gezeiten: Bodö beherbergt auch ein Luftfahrtmuseum. Das wohl größte im Norden, nicht das einzige. 80% der aufgehängten Maschinen sind echt, darunter eine Tante Ju, der erste Hubschrauber, das Wasserflugzeug „Möhre“, geflogen in 30 Tagen von Bodö nach Oslo von Norwegens erster Fliegerfrau und ein Nachbau der U2. Ein bisschen was über die Geschichte der Fliegerei – zivil und militärisch gibt es natürlich auch. Für kalte und verregnete Tage ist sowas wirklich spannend. Und wir hatten ja bekanntlich keinen Sonnenschein.
Einen letzten Bericht aus „Nurland“ bekommt ihr dann morgen!
Hilsen fra Bodø!
Dieser Recherchereise wurde unterstützt von Visti Norway. Herzlichen Dank dafür!