Kalender Illustrierte Inseln 2017 – April: Malta
Als ich noch im Flieger im Reiseführer schmökerte und Zahlen las, wie 300.000 Autos auf 400.000 Einwohner auf 14 x 27 Kilometern, fragte ich mich bereits, ob Malta wirklich eine der 12 Trauminseln werden soll, die ich in meinem Kalenderprojekt porträtieren möchte. Gern wäre ich nach Madeira geflogen, auch Sardinien und Sizilien stehen noch auf meiner Löffelabgabeliste.
Es wurde aufgrund sehr günstiger Flugangebote Malta. Es stand nicht auf der Liste. Nie. Malta war für mich immer ein Haufen tote Steine – und zwar so lange schon tot, dass darin kaum etwas erkennbar sei. Andererseits soll Malta Rittergeschichte haben, Forts und Festungen und irgendwo geisterten Fotos von hübschen bunten Booten und eher typisch orientalischen Balkonen herum. Es würde also einiges zu sehen geben und ich könnte damit eine Karte füllen. Die Mission war klar.
Skizzen, die ich während meiner Malta-Rundreise machte
Was ihr in auf dem Kalenderblatt April, meiner Malta-Landkarte seht, ist all das, was ich im April 2016 in fünf Tagen auf der Mittelmeerinsel besuchen wollte. Gesehen habe ich davon jedoch nur die Hälfte, ich schieb das auf das Bussystem.
Naxxar Busstop
Mein/unser (Urlaub, Freund dabei ;)) Ausgangspunkt auf dieser Reise war das Örtchen Naxxar – in der Landkarte steht dort ein typisches Bushaltestellenschild. Durch Malta düsten früher schöne alte Busse, bunt angemalt. Heute werden sie noch als Souvenir in jeder Ausartung vertrieben. Aber sie fahren nicht mehr und damit: leider keine Skizze! Dann eben Busstops!
Morgens auf Malta: Pastizzi & Balkone
Wir frühstücken die landestypischen Blätterteigteilchen: Pastizzi mit Quarkfüllung – auf der Malta-Karte unterhalb von Naxxar – in unserem B&B (Knights in Malta), bewacht von zwei 1,5 Meter großen Wächterinnen-Statuen, die so kurios kitschig aussehen, dass ich sie schon wieder witzig finde. Von dort wandern wir durch die engen Straßen, gesäumt von weißen Hausfronten und kleinen bunten Balkonen. Diese Balkone sind überall auf der Insel zu sehen, einer der orientalischen Einflüsse, die Malta geprägt haben. Weil ich sie so toll finden, habe ich einen Balkon als Extra in die obere rechte Ecke des Kalenderblatts gemalt.
Rotunde Mosta
Nehmen wir den Bus also von Naxxar Richtung Nordwesten. Es dauert nicht lang, da müssen wir in Mosta umsteigen. An der Rotunde von Mosta, mit starker Ähnlichkeit zum Pantheon von Rom, im Zentrum der Stadt ist unser Ausstieg. Sie ist schon von Außen sehr beeindruckend, das Innere können wir nicht ansehen, da wir Mosta nur zum Buswechsel eingeplant haben. Die Kirche soll aber auch in Inneren richtig was hermachen.
Malta blüht: Oleander, Wein und Granatäpfel
Mit dem nächsten Bus steuern wir nach Rabat, dem einstigen Vorort der alten Hauptstadt Mdina. Heute ist Rabat mehr der Hauptort und Mdina ein von Mauern umgebener Altstadtkern. Schon auf dem Weg vom Flughafen nach Naxxar fielen mir die Oleanderbüsche an den Straßenrändern auf, auch hier säumen sie die Wege in Weiß, Rot und Rosa, ich musste die Blüten so überdimensional groß malen, weil sie so präsent sind. Aber auch ein paar Weinfelder, und da Rabat etwas erhöht liegt, sogar Weinhänge ziehen am Busfenster vorüber. Die Trauben und Blätter sind im April natürlich noch grün. Wir hatten aber am ersten Abend schon einen leckeren Malteser Chardonnay vom letzten Jahr ;)
Übrigens Granatäpfelbäume (im südlichsten Zipfel auf der Karte) gedeihen im Mittelmeerklima genauso prächtig, wie Wein. Wegen meiner Granatapfel-Fotografie haben wir übrigens den Bus verpasst, der nur alle 45 Minuten fährt… Ich muss immer schmunzeln, wenn ich diese Blüten sehe. Granatapfel, genauso wie Oliven sind genügsame Bäume, die mit der Trockenheit gut klarkommen. Sie sind überall auf der Insel zu sehen, ich habe ein paar Oliven stellvertretend in den Südosten gelegt.
Mdina – Maltas alte Hauptstadt
Vom großen Busbahnhof in Rabat ist es ein Katzensprung bzw. eine Grünanlagendurchquerung nach Mdina. Durch das Stadttor treten wir in die mittelalterliche Kulisse – Pferdekutschen und Kopfsteinpflaster inklusive. Enge Gassen, das Trappeln der Pferde, ein paar geführte Touristengruppen, die an den Kirchen und Häusern dann und wann im Weg stehen – eingekesselt von meterhohen Mauern. Ich hätte da gern noch ein Stück Kuchen irgendwo in die Karte gepinselt, aber der Hunger war so groß, dass wir 200 Meter vor dem berühmten Fortanella Tea Room von Mdina schon ein Café stürmten und statt Torte eine Ftira aßen. Einen formidablen Ausblick über die halbe Insel hat man auch von der dicken Festungsmauer neben dem Tea Room.
Feigenkaktus-Kaktusfeigen an der Südküste Maltas
In Mdina bzw. Rabat fahren die Busse nach allen Richtungen ab. Die Nummer 201 zum Beispiel fährt an die Südwestküste, die zu meiner Begeisterung weniger bebaut und besiedelt ist. Vom Ort Dingli aus spazieren wir an den Dingli Cliffs über Stock und Stein und mussten einige Male aufpassen, nicht in eine Kaktushecke zu fallen. Im April blühen die meterhohen Kakteen in Gelb und Orange. Ihre Früchte werden u.a. zu Marmelade verarbeitet und überall angeboten. Süß! Sehr! Die Dingli-Cliffs sind mit 253 Metern die höchsten Klippen auf Malta, der beeindruckendste Blick dürfte der vom Mittelmeer aus sein.
Weltkulturerbe auf Malta: Hagar Qim
An einem anderen Tag wollen wir erneut den Bus nach Dingli nehmen, doch er fährt einfach nicht. Und so verpasste ich eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten und Tempelkomplexe der Insel, Hagar Qim. Von den über 5000 Jahre alten Tempeln, die über viele Jahrhunderte um Bauten ergänzt wurden, stehen heute meist nur noch die Außenmauern, aber stellt euch mal vor, da haben Steinzeitmenschen Tempel aus 3 x 6 Meter großen Steinblöcken gebaut! War da Obelix am Werk? Alles, was man an Opfergaben im Tempel fand, ist in Valletta im Museum zu betrachten, u.a. die Venus von Malta, eine kleine dralle Damenfigur – vermutlich ein Fruchtbarkeitsopfer. Na, wir kommen wieder dahin, dass weibliche Rundungen rund sein dürfen ;)
Maltas Blaue Grotte
Es ist nur ein Kilometer bis zur Bucht Wied iż-Żurrieq, von wo die Boote regelmäßig Touristen durchs Wasser und die Höhlen der Steilklippen schaukeln. Wenn das Licht stimmt, schimmern die Blaualgen im Wasser himmelblau und unter dem Bogen der Blauen Grotte soll das am schönsten aussehen. Ich habe es nicht gesehen, denn der Bus fuhr ja nicht…, aber ich habe auch die Blaue Grotte von Capri nicht gesehen, als ich dort war – irgendwie hab ich immer das Gefühl, dass das Touristenfallen sind. Blau schimmerndes Wasser sieht man in vielen Buchten Maltas, das Gewölbe darüber macht es sicher spannend, aber für mich muss es nicht sein.
Luzzus in Marsaxlokk
Der Bus und unsere Reise im umgekehrten Uhrzeigersinn würde uns nun nach Marsaxlokk bringen( x spricht man im Maltesischen übrigens wie sch, also Marsaschlock). Dieses Fischerstädtchen lebt bis 11 Uhr vormittags vom Fischfang und in den Stunden danach vom Touristenfang. Der Köder sind viele, viele, bunte Luzzus, die hiesige Bootsart, mit den schönen Augen. Osiris-Augen sollen das Boot beschützen. Die, die man im Souvenirshop kauft, sollen natürlich Glück bringen ;) In der sengenden Mittagssonne wandere ich am kleinen Hafen entlang, zeichne und lichte die hübschen Booten ab, bis ich zur Abkühlung am liebsten ins Hafenbecken springen würde. Luzzus gondeln zwar überall auf Malta in den Häfen herum, aber nie in dieser Flottengröße! Marsaxlokk ist quasi die Hauptstadt der Luzzus – für mich das Malta-Highlight! Ein Luzzu hat daher auch einen Sonderplatz auf dem Kalenderblatt bekommen.
Weltkulturerbe auf Malta: Tarxien
In der Inselkarte nördlich von Marsaxlokk und real auch ganz in der Nähe ist der Tempel von Tarxien verzeichnet. Auch dieser Tempelkomplex ist UNESCO-Weltwerbe. In Tarxien soll man nicht nur riesige Steinblöcke sehen, sondern auch Reliefs darauf. Das wäre was, passt aber zeitlich nicht mehr ins Programm. Die vollschlanken Frauenbeine und der zugehörige Rock sind mir in einem Reiseführer untergekommen, sie sind das auffälligste Artefakt in ganzen Komplex.
Three Cities von Malta – Vedette von Senglea
Kommen wir zum Hauptstadtkomplex. Durch den Hafen von Valletta tuckeren wir mit einem Ausflugsschiff. Ich habe fast die ganze Zeit die Kuppel der Karmelitenkirche im Blickfeld. Besuchen werden wir allerdings nicht, stattdessen lassen wir uns vom Gold und Prunk der St. John‘s Co-Kathedrale erschlagen. Man schippert in dem großen Hafenbecken auch an den Three Cities vorüber, drei Schwester-Städtchen, die sich ähnlich wie Valletta mit Festungsmauern gegen Feinde schützen mussten. Dort steht der niedlichste aller Wachposten, die Vedette von Senglea, und „guckt und horcht“ in den Hafen hinein. Auf seinen Mauern sind u.a. Reliefs in Form eines Auges und zweier Ohren angebracht.
Sonne, Strand und Schirme
Was andere in Malta so machen: Baden gehen! Ich konnte nicht an jeden Strand einen Sonnenschirm malen, aber ich habe die Hauptzonen abgedeckt. Auf der nördlichen Hafenseite von Valletta liegen Orte wie Sliema und St. Julian, an denen sich Badeurlauber am kargen Kieselstrand in der Sonne aalen. Auch weiter nördlich, an der Bucht um Buggiba stehen die Schirme in Reih und Glied. Auf der Südseite der Insel gibt es den schönsten Sand in der Anchor Bay und der Golden Bay. Von der Anchor Bay aus hat man einen guten Blick auf das Popeye Village und seine bunten Häuschen. Ein ehemaliger Drehort, der nun ein Vergnügungspark ist und putzig aussieht. Überhaupt, in Malta wurden viele Filme gedreht, Troja zum Beispiel, oder auch Alexander, Gladiator, James Bond, Die Blaue Lagune, Der Graf von Monte Christo oder Die Liga der außerordentlichen Gentlemen, und ja auch dieses komische Game of Thrones.
Ganz im Norden, bevor man den Fährhafen nach Comino bzw. Gozo erreicht, steht noch einer von vielen Festungstürmen mitten in der sonst grünen Landschaft. Mir fiel er wegen seiner Farbe auf: er ist rot.
Kompass Malta-Landkarte
Tja, was wäre Malta ohne seine Kreuzritter-Geschichte? Na, um so manchen Blechmann im Stadtbild ärmer. Auch die imposante St. John’s Kathedrale gäbe es ohne den Johanniterorden nicht. Eigentlich möchte ich den Großmeisterpalast besichtigen. Wie es der Zufall will, ist der Präsident zu diesem Zeitpunkt aber Zuhause und der Palast daher gesperrt. Im zweiten Anlauf gelingt mir immerhin ein Gang durch die Rüstungskammer. Tolle Rüstungen, Helme und – wer es mag – Waffen. Ritterrüstung und Johanniterkreuz mussten daher im Kompass meiner Malta-Karte aufgehen.
Was schwimmt da?
Im Meer drumherum schwimmen ein paar Quallen, die im Mittelmeer überall herumgeistern, und in manchen Jahren auch als Plage auftreten. Eine platte Flunder schwimmt rechts unten in der Ecke, links davon parkt ein Seeigel. Ein Kugelfisch bläht sich im oberen Bereich des Kalenderblatts, Algen und Muscheln kennt auch jeder Mittelmeerurlauber.
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