Wie ich beinahe in den Gassen Gibraltars stecken geblieben bin
Hello again!
Briten in Spanien sind an und für sich nichts Ungewöhnliches, im Gegenteil: es gibt da ungefähr genauso viele krebsrot gebratene Tommys wie Landsleute aus unserer Gegend. Aber ich rede von denen, die halbwegs aufgeklärt sind und wissen, dass man sich in Südspanien ganz schnell die weiße Blässe verbrennen kann, weil sie eben dort leben. Die letzte kleine Südspitze Europas gehört also den Briten. Und ihren Felsen halten sie in bester Manierlichkeit in Ehren. The Gib, Gibraltar, kommt einen daher nicht nur very british vor, er ist es auch! Über sieben Kreisel sollen wir fahren, sagt Googlemaps, dann würde man spanisches Festland verlassen und englisches Wetter über einen hereinbrechen.
Britisches Wetter selbst auf dem entlegenen Felsen
Schlagartig hört die Sonne auf zu scheinen. Die Wolkenwand und der Wind machen die Entscheidung einfach: soweit wie möglich durchfahren und nicht aussteigen. Und dann steckt man in einer Einbahnstraße – so breit wie das Auto, auf 10% Steigung – und findet natürlich keinen Parkplatz (man könnte wegen der Enge ja auch nicht aussteigen!). Schwitzend geht es den Hang wieder nach unten, auf eine breitere Gasse und zum öffentlichen Parkplatz – natürlich am Ortseingang. Aber von dort fahren Busse, direkt über die örtliche Landebahn drüber und sogar bis zum Ende Europas! Was soll ich euch sagen: am Ende Europas stehen ein Leuchtturm und eine Moschee :D Und der Wind ist so heftig, dass sich selbst Kurzhaarträger die Frisur versauen.
Der Felsen der Berberaffen
Am britischen Ende des Kontinents sind allerdings nicht die afrikanischen Affen, die man hier eigentlich erwarten möchte. Wie wir feststellen, hat „the Rock“ einem niedriges Felsende und ein höheres, auf welchem sich die Berberaffen einen Spaß machen und die Touristen ihrer Essensvorräte berauben. Eine steile Seilbahn gondelt nach oben, wo bereits ein Affe zur Begrüßung am Ausstieg wartet. Man wird zwar vom Betreiber gebeten, alle Plastikbeutel zu verstecken, aber natürlich halten sich nicht alle Leute daran und schon geht die wilde Jagd los. Die einen jagen mit der Kamera, die anderen mit vollem Körpereinsatz und da hat die ungehorsame Dame auch schon einen Affen im Genick sitzen. Sind nicht gerade kleine oder leichte Tierchen, diese Affen und sie verhalten sich auch nicht ruhig. Das Geschrei und Gelächter ist entsprechend groß.
Die Affen marodieren dort seit man sie hier einschleppte (was vor 1000 Jahren gewesen sein könnte). Mehr als die Affen bekommen wir an diesem Tag auch nicht zu sehen, da der Felsen ja im britischen Wetter feststeckt und die Wolken bereits auf die Aussichtsterrasse hängen. Also gucken alle Leute zu, wie sich die Affen lausen, kratzen und einfach nur rumhängen. Weil Engländer auf Aberglauben stehen, haben sie auch um the Gib eine Legende gesponnen. Ähnlich wie die Raben im Londoner Tower müssen die Berberaffen von Gibraltar mit ihrer Existenz für die Herrschaft der Briten in diesem Territorium herhalten. Solange es hier also Affen gibt, gibt es auch die Briten hier…
Britannien in allen Gassen
Wieder auf affensicheren Boden angekommen, kann man dann durch die Gassen schlendern und Fish&Chips-Buden neben Irish Pubs bestaunen, Souvenirs kaufen und mit etwas Glück vor verschlossener Schranke stehenbleiben, weil gerade ein Flieger landet oder startet. Gibraltar ist so klein, dass es die Landebahn quer über die Hauptstraße gelegt hat und alle halbe Stunde die Straße sperren muss. Und sowie man wieder auf der spanischen Seite der Schranke ist, kommt sie Sonne wieder raus! Weil es grad so schön am Meer ist, ziehen wir weiter die Küste entlang, nach Norden.
see you soon!
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