Wie ich auf den Färöern drei Jahreszeiten an einem Tag erlebte
Nach dem sonnigen Morgenspaziergang durchs pittoreske Dörfchen am Meer, sagt unser kleiner Reisetrupp „Farvæl“ zu Gjógv und schon bewegen wir uns über den Berg und die Single Track Road. Und landen… in einer Nebelwand. Zur Hauptinsel Streymoy führt eine Straße über den Bergpass und ein Tunnel durch das Bergmassiv.
Ein Dorf wie ein Freiluftmuseum – Saksun
Wir wagen die Bergstraße mit meterhohen Stangen als Straßenmarkierung, die auch im Nebel noch halbwegs sichtbar sind. Fahrerin Hildrun ist Profi. Der Nebel wird dünner und die Hänge im Saksuntal werden sichtbar. Über die schwarzen Gesteinsflecken im großen Grün mäandern kleine weiße Wasserfälle. Sie münden in Bäche, Flüsse und irgendwann in einen Fjord. Hier kann man doch mal halten? Oder bleiben?
Saksun streckt sich über mehrere weit gestreute Gehöfte, ein Bauernhofmuseum bis zu der kleinen Steinkirche, die oberhalb einer Klippe von den steilen, begrünten Hängen umgeben auf einer Wildblumenwiese in ihrem weißen Kalkkleid einsam die Stellung hält. Unterhalb des Kirchen-Hanges hat der Fjord einen kleinen Strand, zu dem wir aber nicht herunterklettern. Der Wind ist ordentlich bewegt und kühl. Ich lasse den Blick noch ein bisschen schweifen zu den drei kleinen Häuschen in Sichtweite. Auf den Färöern steht vermutlich jedes Gehöft an einem Ende der Welt.
When in Faroe…
Nach einem fischigen Mittagessen bei Kapitän Birnir auf seiner Norðlysið im Hafen von Tórshavn tun wir, was von jedem Färöer-Besucher erwartet wird: wir wandern! Es gibt eine leichte Strecke für die bürolastigen Städter aus Deutschland. Ich bin unendlich dankbar dafür. Ich mag ja gern in der Natur sein und ich fotografiere gern tolle Aussichten, nur der Weg dahin… für mich ist das selten ein erstrebenswertes Ziel. Aber ich zieh das durch!
Easy hike! Knappe 10 km – in 2 Stunden haben wir das hinter uns. Schnauf. Wir wandern vom Stadtrand der Hauptstadt Tórshavn aus einen dieser schönen grünen Hänge hinauf. Die Sonne lässt sich nicht blicken, aber noch ist es trocken. Steinig ist es auch. Nackte Felsen haben sich aufs Gras gelegt. Oder das Gras um sie herum. Ein paar Schafe kommen gelegentlich mal vorbei. Immer wenn ich denke, ich hab es geschafft und es geht nicht mehr aufwärts, sehe ich die Spitze der Truppe schon wieder weit über mir entlang kraxeln. Mental laufe ich die Treppen zu meiner alten Friedrichshainer Wohnung – dutzende Male!
Ein kleiner Spaziergang für die einen, eine ausgewachsene Wanderung für mich
Atemlos und puterrot komme ich nach 15 Minuten an, wo die anderen scheinbar völlig unangestrengt seit Stunden rumstehen und warten. Es geht nahtlos weiter, aber jetzt kommt die „entspannte“ Phase, auf dem Bergkamm laufen. Die Herausforderungen hierbei: dem heftigen Wind trotzen (die Färöer sind genau deswegen baumlos!) und bloß nicht übers Gestein stolpern oder vor ein Steinmännchen laufen… ich schaffe das!
Was ich nicht schaffe: all die Kodakmomente mit der Kamera festhalten. All die Nebelbänke auf den gegenüber liegenden Inseln und der Silberstreif auf dem Fjord, hier eine Pfütze, da eine Schafsbande, strahlende Moospolster… Jedes Mal, wenn ich dafür stoppe, muss ich hinterher wieder über die Steinchen sprinten, um den Anschluss nicht zu verpassen. Nach 1,5 Stunden verkündet Guide Bergur, dass es nur noch 30 Minuten bis Kirkjubøur sind! Noch bevor ich den Luftsprung vollendet habe, tröpfelt der Himmel los. War ja klar. Wir sollten Regenjacken und –hosen mitbringen, überrascht ist man über das Wetter also nicht. Ich hatte mich gegen eine Regenhose entschieden und setz meine beiden Kapuzen auf, die der Wind immer wieder wegpustet.
Ziel der Wanderung: Kirkjubøur
Im strömenden Regen klettern wir schließlich vorsichtig den rutschigen Grashang wieder hinab. Unterm Grasdach von Johann Pattursons Bauernhof in Kirkjubøur ist es trocken, was bei durchnässten Jeans leider nicht hilft. Johann stellt uns seinen traditionellen Bauernhof vor und erläutert uns wie wählerisch und kompliziert Schafe sein können. Auf die Graslänge und –frische kommt es an!
Apropos frisch, ich sehne mich nach einer heißen Dusche. Der Tag darf jetzt enden… Aber erst nach einer Diskussion mit Sea Shepherd-Aktivisten in der Hotellobby des Føroyar (ja, da waren unsere DFB-Jungs auch schon zu Gast). Morgen gucken wir uns die Hauptstadt genauer an – also schon wieder wandern! :D
Ich reiste auf Einladung von Visit Faroe Islands.
Stichworte: farm, Kirkjubour, torshavn, wandern