Chiloés Pinguinkolonie vor Puñihuil
Das hätte man vorher rausfinden müssen: Die Pinguine von Chiloé treiben sich im Winter lieber weiter im Norden herum. Wir haben zwar noch Herbst, aber irgendwie sind die Frackträger in diesem Jahr schon früher in den Urlaub gepaddelt. Die Flamingos, die auf Chiloé ihr Winterquartier haben, sind natürlich noch nicht da. Wir haben also genau die vogelarme Zeit erwischt.
Ende März: Zu spät für die Pinguine
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und ich bin trotzig und will trotzdem zur einzigartigen Pinguinkolonie von Puñihuil, vielleicht ist ja doch noch jemand da. Mit dem Auto geht westlich von Ancud über holprige Feldwege. Wir stoppen für einen tollen Küstenblick am Mirador Cabeza de Vaca und am Mirador Piedra Run und fahren schließlich runter auf den Strand. Schnell noch einen Kakao im Strandrestaurant mit den Pinguin-Schnitzereien in den Stuhllehnen und gleich noch eine wärmende Pinguinmütze dazu, dann bin ich bereit!
Es ist Ebbe, wir lassen uns über den Strand kutschieren bis zum Boot. Die Rettungswesten angelegt, Kamera klargemacht, alles bereit für die Stars in Fräcken. Vor uns liegen diverse Mini-Inseln, Felsbrocken mit mal mehr und mal gar keinem Gras darauf. Würde die Sonne scheinen, wäre das ein netter, idyllischer Bootsausflug. Immerhin ist die See ruhig.
Vorprogramm mit Otter
Ein Otter taucht auf und beginnt seine Vorführung in Rückenschwimmen mit Krebs knacken. Er führt seine Kür bravourös durch, er bleibt auch bei zäheren Beißarbeiten in der idealen Rückenlage und kein Beinchen bleibt übrig vom Krustentier. Der Otter leckt sich nochmal über die spitzen Zähnchen und taucht geschmeidig weg. Adios.
Wir tuckern zwischen den Puñihuil-Inselchen herum und schauen gebannt auf deren nackte Felsen. Ein mit weißem Guano überdeckter Felsen müsste eigentlich Pinguine beherbergen, doch als wir näher herankommen, sind es rotbeinige Gesellen, die dort herumstehen: Rotfußkormorane. Ich sehe erst hinterher im Foto, dass sie nicht nur auffällig rote Füße und Schnäbel haben, sondern auch türkisfarbene Augen. Dazu ein schwarzgraues Federkleid – ein auffällig hübscher Vogel.
Die Hauptattraktion tritt spärlich auf
Nach wenigen Minuten erspähen wir endlich zwei Pinguine an einem Felshang! Magellan oder Humboldt? Ach da ist ja noch ein dritter! Humboldt, entscheiden wir. Soviel wussten wir nämlich schon vorher: Magellan- und Humboldtpinguine nisten in Puñihuil einmalig auf der Welt nebeneinander. Eine Bootsbiegung weiter kommen noch ein paar mehr Pinguine in Sicht. Das sind scheinbar Magellan-Pinguine.
Humboldt-Pinguin oder Magellan-Pinguin?
Sie unterscheiden sich vor allem in der Größe, Magellan-Pinguine sind größer als die nach Alexander von Humboldt benannten nahen Verwandten. Außerdem haben Humboldt-Pinguine keinen schwarzen Bruststreifen im Gefieder und keine Federn über dem Schnabel Sie haben daher etwas mehr Farbe im Gesicht.
Ich bin happy, auch wenn es nicht mehr als diese acht drolligen Pingus werden. Mehr flugunfähige Vögel sehen wir auf dem Rückweg, ich hielt sie zunächst für Gänse, aber es sind laut Google Riesendampfschiffenten. Sie schnabbelten da in den Algen herum und waren zumindest zahlenmäßig den Pinguinen überlegen.
Puñihuil-Ausflüge
Der Schlauchboot-Ausflug zu den Puñihuil-Pinguinen dauert nur 20 Minuten. Dafür ist der Preis von 20 Euro fürs Pinguingucken etwas übertrieben. Aber sie sind ja was wert, die kleinen Frackträger. Außerdem gibt es die nächste Kolonie erst wieder in der Nähe von Punta Arenas.
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Vielen Dank an Turismo Chile für die Unterstützung dieser Recherchereise
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