Wie ich in Bangkok an Silvester kein Feuerwerk sah
Eine Nacht in Bangkok – kann jeder! Diesen Moloch über mehrere Tage zu ertragen, obliegt eher den zehnfachen Thailand-Wiederholern, unerschrockenen Asphaltfans oder sentimentalen Kiffern. Ich bin eigentlich keins von alledem, habe die Metropole aber trotzdem überlebt, ohne unter ein Taxi, TukTuk oder tüchtiges Schneiderlein zu rutschen. Die Einstellung, im Urlaub nicht zwingend jeden Tempel der Stadt sehen zu müssen, hilft allerdings immens beim Überleben des Großstadtdschungels.
Urlaub! Ja, einmal im Jahr gönne selbst ich mir so etwas! Thailand also wieder, hauptsächlich weil Schatzi noch nicht hier war und nebensächlich, weil ich im letzten Mai auf neue Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemacht wurde, die wir uns im Laufe der nächsten 14 Tage ansehen werden.
Erwartungen an eine Silvesternacht in Bangkok
Meine bisherigen Bangkok-Aufenthalte dauerten ja wirklich nicht länger als je eine Nacht. Daher haben wir beschlossen, der Stadt einen etwas längeren Besuch abzustatten. Außerdem erschien uns, sich übers Neujahrsfest in eine große Stadt mit Hang zu jeder Art von buntem Kitsch zu begeben – quasi als Garant für ein zünftiges Feuerwerk. Hatte man im letzten Jahr schließlich vermisst. Wann kann man schon an Silvester farbenfrohe Keramikpracht in Türmchen und schillernde verspiegelte Fassaden bewundern und kurz darauf ein Meer von Windlichtlaternen in die Luft gehen sehen? Absoluter Overload, aber wunderschön.
Wat Pho und Wat Prah Kaoe
Unser erster Stopp beim Sightseeing befindet sich im Altstadt-Gebiet, wenn man bei Bangkok von so etwas sprechen kann. Wir beginnen mit Wat Pho, dem kleinen Tempelbruder vom Wat Prah Kaoe und gleich neben dem Königspalast. Die schiere Masse an blümchenverzierten und mosaikbeladenen Chedis und goldglänzenden Kranichflügeln an den Gebäuden nehmen einen fast so sehr den Atem wie die Luftfeuchtigkeit bei 33 Grad im Schatten. Wat Pho ist einer der ältesten Tempel der Stadt. Jeder König hat mal einen Chedi errichten lassen, 71 gibt es insgesamt. Die buddhistische Mehrheit des Landes pilgert allerdings hierher, um den riesigen, 46 Meter langen Liegenden Buddha zu bestaunen. Man staunt mit. Vor allem, wenn sie am Fußende alle zur Rückenseite abbiegen und in Schlangen anstehen, um Münzen in die Opferschalen rund um die Statue zu werfen. Das bringt Glück – und den Mönchen etwas Einkommen.
An die 1000 Buddha-Figuren (alle vergoldet) sitzen in den verschiedenen Tempelchen und Klostergängen. Steinerne chinesische Meister, Büffel, Tiger und Hirsche lassen die Augen vom restlichen kitschbunten Programm etwas ausruhen. Wir ruhen immer mal wieder aus – Schatten gibt es allerdings kaum, Sightseeing in der Mittagsglut schlaucht. Den Mönchen macht das nix aus. Die flitzen unter einem Netz von Wimpeln übers Gelände und bereiten wohl eine Silvester“party“ der anderen Art vor. Jedenfalls kleben sie rotte Matten auf den Boden – diverse Konzerte sind für den Abend ausgeschrieben.
Streetfood neben Tempelmauern
Wir suchen derweil etwas essbares außerhalb. Hinter den Tempelmauern ist eine kleine Fressgasse ausfebaut worden. Man isst Fleisch in Brotbällchen vom Stock, scharf-mariniertes Huhn vom Stock und giftgrüne Puddingteilchen. Beinahe schon das richtige Silvesterfood.
Sonnenuntergang am Wat Arun
Bevor das Spektakel losgeht, trotten wir aber noch in eine Seitengasse Richtung Chao Phraya. Durchs Wohnzimmer und die Karaoke-Session einer Familie treten wir auf einen kleinen wackeligen Pier, von dem aus man gradewegs auf eines der Wahrzeichen Bangkoks blickt: Wat Arun im Sonnenuntergangslicht. Großes Kino! Man muss sich die vielen Keramikmosaike gar nicht im Detail ansehen – sie sollen kaum von anderen abweichen, aber die Elefantenköpfe an den Türmen sehen wir sogar von dieser Flussseite und mal ehrlich: Im Sonnenuntergang und mit Beleuchtung sieht doch alles toll aus.
Lampions statt Feuerwerk
Silvester selbst begingen wir auf dem Sanam Luang, einer Grünanlage mit Buddhistenschrein. Allerdings hinter der Bühne, vor der Tausende Gebete murmelten und um Mitternacht eher Lampions in die Luft gehen ließen als Raketen. Auf die hatten wir von unserer Position aus in der anderen Richtung dennoch gehofft. Dort sieht man nämlich die Spitzen der Gebäude des Wat Phra Kaoe. Darüber ein bisschen Feuerzauber… ich war darauf vorbereitet! Allerdings kam die Knallerei so unerwartet und verspätet, dass ich nur ein Foto davon habe.
Wir wünschen ein glückliches 2555! :)
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