Warum die Alhambra zu groß und Sevilla im Sommer zu anstrengend ist
Und ich hatte gehofft, dieser abenteuerliche Autotrip durch die Gassen von Gibraltar wäre einmalig gewesen, aber der Übermut und die Suche nach einem gemütlichen Frühstückscafe führten ins Bergdorf Arcos. Im Reiseführer stand dazu „eins der schönsten weißen Dörfer – gleichzeitig atemberaubend für Fußgänger und nervenaufreibend für Autofahrer, die sich durch die engen Gassen den Berg hinaufquälen.“ Das habe ich gelesen, nachdem mir beinahe ein Minibagger im Rückwärtsgang auf die Motorhaube gerollt wäre.
Andalusiens nervenaufreibende weiße Dörfer
Daher habe ich den empfohlenen Blick ganz oben auch ausgelassen – wollte nur noch runter und raus aus den immer enger werdenden Gassen. Von Weitem sieht‘s so friedlich aus! Nur von der anderen Seite des Berges aus ahnt man, dass das recht hoch liegt. Denn dort steht das Dorf am nackten Sandstein-Steilhang.
Zu heiß für Sevilla
Der Bezirk um Sevilla gilt als die Kornkammer Andalusiens. Weizenfelder an Sonnenblumenfeldern und umgekehrt, das Land flacher und wenn es Berge gibt, dann mit Olivenbestand. So läuft man irgendwann in Sevilla ein, wo die Jacarandas bereits die Blüten verlieren und die Autofahrer langsam die Geduld – Stau am Nachmittag. Wir irren ein weiteres Mal durch ansehnliche Gassen und ungefähr viermal um eine Einbahnstraße herum, bis wir am Hotel angekommen sind. Dort bleibt man am besten auch eine Weile, denn die Kornkammer bekommt eine Menge Sonne zum reifen… es ist brütend heiß. Sevilla ist kein Sommerziel, und wenn dann nur nach 20 Uhr halbwegs erträglich.
Sevilla feiert Pfingsten
Im warmen Abendwind sieht es aber toll aus. Es gibt diverse Stadtparks und den botanischen Garten, wo man noch etwas Schatten erhaschen kann. Die Altstadt scheint recht groß zu sein. Wir sind durch das alte Judenviertel gelaufen, wo es auch die Flamenco-Cafes gibt und Gassen, durch die kein Auto mehr passt. Dafür Tische und Stühle und hungrige Touristen! Man sucht eine weitere Tapasbar – und findet die riesige Kathedrale, die aussieht wie eine Burg. Gotisches Schiff mit einem maurischen Minarett als Kirchenturm. Es war leider schon zu spät, um einen Blick ins Innere zu werfen, aber der Einfluss der Mauren scheint hier selbst bin in die Kirche gereicht zu haben. Stattdessen setzen wir uns in eine Seitengasse und schlemmen Paella unter musikalischer Begleitung eines Pfingstzugs mit Pauken und Trompeten, und Teenies in hübschen Flamencokleidern. Wir haben nämlich Pfingsten und die Parade trägt einen Madonnenaltar durch die Stadt. Im Schein der Nachtbeleuchtung sieht das wirklich beeindruckend aus.
Da wir Karten für die Alhambra bereits vorbestellt haben (mussten), können wir die Kathedrale und all die anderen Paläste und Türme Sevillas am nächsten Tag nur im Vorbeifahren sehen – hier muss man mal mit mehr Zeit herkommen – und machen uns auf nach Granada. Es dauert schon ein paar Stündchen bevor die Sierra Nevada ins Blickfeld rückt, auf deren Bergen ein paar düstere Wolken sitzen. Aber der erste Weg geht sowieso ins Hotel, wo man staunt und teure Tiere speist, bevor das Gewitter über die Stadt hereinbricht.
Granadas berühmte Alhambra
Das berühmteste, wenn auch nicht einzig sehenswerte, Baudenkmal Granadas ist natürlich die Alhambra. Eine Burg, deren Mauern erst im Abendlicht rötlich leuchten. Karten dafür sollte man lieber online vorbestellen, da nur eine bestimmte Anzahl Besucher täglich in zwei Wellen Einlass erhält. Außerdem gibt es innerhalb des Palastgebietes mehrere Gebäude, die gesonderten Eintritt verlangen.
Zur Geschichte der alten Burgstadt lest ihr lieber mal nach. Ich kann dem nur zusetzen, dass man wirklich viel Zeit braucht und die Generalifen, die Gartenanlage, traumhaft schön sind. Für die Nasridenpaläste soll man eine halbe Stunde einrechnen, die Realzeit pendelte sich bei 1 – 1,5 Stunden ein. Orientalischer ist selbst der Orient nicht, tolle Schnitzereien und Einlegearbeiten in den Palasthallen, abgesehen von den wahnsinnig detaillierten Bögen der Arkaden. Man hat theoretisch den ganzen Nachmittag Zeit und die sollte man nutzen. Denn ohne Pausen wird’s anstrengend. Angst vor vielen Menschen sollte man auch nicht haben – das ist eben Weltkulturerbe und entsprechend treffen hier minütlich die Busse ein. Für uns war das die letzte Station in Andalusien. Sowohl Sevilla als auch Granada sollte man unbedingt noch mal anlaufen und dann mit etwas mehr Zeit als nur einen Tag pro Stadt! Nächste Woche geht es für mich weiter in den echten Orient :)
bis dahin ein kurzes Adios amigos!
Claudi