Warum ich nicht die Erste auf dem Mond war
Der Flug zum Mond dauerte 1969 – vorausgesetzt wir glauben, dass überhaupt jemand hoch flog und landete – ca. drei Tage, habe ich gelesen. Deswegen werde ich jetzt nicht meckern, dass mein Mondflug von Punta Arenas nach Calama (Atacama) fast 10 Stunden gedauert hat. Man hoppt ja in Chile immer über Santiago und dann wartet man immer noch ein bisschen zwischen den Stationen. Und damit es nicht langweilig wird, stellt die Airline sich mal wieder unenglisch und sorgt für Spaß mit Boarding-Pass ausstellen, doch nicht ausstellen und kurz vor Flug ausstellen.
Eine ausführlichere Beschreibung meiner ersten Mondlandung findest du in meinem Buch:
Ankunft Atacama
Die Mondlandung jedenfalls ging direkt in den Sonnenuntergang rein, zum Glück gab es Wolken – eine wahre Feuersbrunst am Himmel! Bis nach San Pedro de Atacama, dem Haupttouristen-Ort der Atacama, fährt man noch einmal ein Stündchen durch die berühmte Wüste. Schnurgerade Straße, im Dunkeln nicht erkennbar, was oder ob überhaupt etwas da draußen ist.
Hotel mit Entdecker-Konzept
Nach entsprechender Verarztung (Fuß getapet) hat uns das Hotel am nächsten Tag auch gleich auf die morgendliche Hiking-Tour ins Tal des Todes geführt. Das Hotel ist übrigens das explora Larache, zu dessen Rundum-Service es gehört, kein TV und Internet anzubieten und die Gäste aus den Zimmern und auf tägliche Exkursionen zu locken, damit sie Explorer, Entdecker, werden. Interessantes Konzept. Deshalb testen wir mal das Exkursionsangebot in der trockensten aller Wüsten. Über das explora-Prinzip und die Hotels gebe ich hier einen gesonderten Reisetipp.
Wie aus dem Mars- ein Todestal wurde
Die erste Erkundung bringt uns nicht auf den Mond, sondern auf den Mars. Durch das Valle de la Muerte, das Tal des Todes, führt uns Guide Diego – und nein, wir restlichen 4 Teilnehmer sind nicht Manni, Sid und die 2 Opossums (obwohl ich ein Faultierchen bin, und das englisch-singapurische Pärchen, das mit uns ausflügelt, ein bisschen was von Mammut und Opossum hat….)! Wir müssen auf 2500 Metern Höhe erst einmal weitere 30 Höhenmeter überwinden, bevor sich der Blick in den Abgrund auftut: Lauter kleine rote, gefaltete Bergspitzen stapeln sich da in einer Wand an- und ineinander. Den Mars wollte der Belgische Missionar Gustavo Le Paige hier gesehen haben, als er in den 1950ern als erster Archäologe das Tal nach Skeletten absuchte. Er nannte es sogleich Valle de la Marte, was die Einheimischen natürlich missverstanden und so wurde aus dem Marte ein Muerte und aus dem Mars der Tod.
Wie viele Vulkane kannst du sehen?
Wir atmen tief die klare Höhenluft ein, ein paar Wolkenschleier ziehen übers Firmament, die Vulkankette rund um uns herum scheint unendlich. Wie viele Vulkane sehen wir gerade, Diego? Zähl selbst, jede Spitze ist ein Vulkan. Bei 28 hab ich aufgehört. Wir widmen uns auch lieber wieder den kleinen Bergen, die wir hier auf dem Mars haben. Beispielsweise Berge aus Sand und Staub. Was ein Spaß durch den Sand ins Tal zu stapfen! Ein bisschen wie Skifahren, wenn man so die Düne hinab gleitet. Danach hat man zwar einen ganzen Kasten Sand in den Schuhen, aber den Spaß war es wert.
Unten angekommen wandern wir mit Wasserflasche im Anschlag durch glitzernde (Gipskristalle) Schluchten für ein Weilchen in totaler Stille. Und da man in einer sehr kleinen Truppe unterwegs ist, torkelt auch keiner in die außerplanetarische Stimmung. Für den Abend wollen wir unbedingt im hoteleigenen Observatorium eine Astrostunde buchen – natürlich fällt einem sowas in der glühenden Sonne des Mars ein!
Salar de Atacama
Am Nachmittag geleitet uns Juan in die größte Salzwüste Chiles. Auf verschlungenen Pfaden geht es durch kniehohe Salzkrusten durch ein nicht sichtbares Labyrinth. Flamingos fischen hier nach den Shrimps, die ihre Federn so schön pink färben. Heute sind nur wenige Einbeine unterwegs, wir stürzen uns auf die ersten drei, die wir sehen. Großes Fotoshooting.
Es gibt immerhin drei Arten in den Anden, von denen die meisten auch im Winter hier fischen gehen. Bin begeistert von den spiegelnden schneegehäubten Vulkanen in den Pfützen zwischen all den hellen Salzkrusten durch die die Flamingos gemächlich stolzieren. Am nächsten Tag haben wir übrigens selbst in einer der Salzlagunen gestanden – mit beiden Beinen. War kalt, daher kein Salzwasserbad a la Totes Meer, obwohl die Sonne bös brennt. Außerdem waren viele Wochenendausflügler da und die kleine Lagune irgendwie voll.
Himmelsinspektion in der Atacama
Wir stolzieren also weiter zur Astrostunde im Observatorium des Hotels, lassen uns über das Kreuz des Südens (ich nennen es in einer Reminiszenz an unser geliebtes Berlin das Südkreuz :D), das Sternbild des Lamas und andere Himmelserscheinungen aufklären. Die alten Indianervölker haben die Sterne natürlich nicht nach griechischen Sagen benannt. Hier sah man die Tiere der Wüste im Nachthimmel. Interessanterweise sah man die Tierformen nicht im Verbinden von Sternen als Eckpunkte einer Figur, sondern in den schwarzen Flächen zwischen all den Sternen und Haufen. Ich habe mir die Mühe gemacht, das Stativ auszupacken und präsentiere euch: das Kreuz des Südens (ohne Lama). Ohs und Ahs gerne als Kommentar ;)
Viel Betrieb im Valle de la Luna
Und der Mond? Der schien hell! Man hat uns gebeten, möglichst nicht lange ins Teleskop zu sehen. Man kann durchaus mondblind werden. Daher haben wir am nächsten Nachmittag mit Felipe das Mondtal, Valle de la Luna, exploriert. Dank der vergangenen starken Regenfälle (der wirklich trockene Teil der Wüste liegt 600 km südlicher) im Januar und Februar ist das sonst eher graue Mondtal für uns ganz mit weißen Flecken bedeckt. Getrocknetes Salz, das die Regenfälle ausgespült haben. Ich finde, das hat was. Und ja, sie haben hier in diesem Tal den Mars-Rover getestet!
Wir testen lieber, wie lange der gestauchte Fuß eigentlich Dünen hoch und runter laufen kann. Wie alle anderen Touristen (man möchte meinen, der Mond sei wenig besucht), halten wir kurz an den Drei Marien, von denen nur noch zwei übrig sind und erkunden eine Düne aus schwarzem Sand.
Wäre gern zum Sonnenuntergang geblieben, aber Felipe wollte unbedingt an eine Stelle, die viel besser dafür geeignet wäre. Wenn ich zynisch wäre, würde ich jetzt sagen: er hat eine Stelle gefunden, an der noch mehr Menschen und noch mehr Schatten auf den immerhin marsianisch anmutenden Formationen lagen. Unbedingt merken: 1. Nicht alle Guides kennen gute Fotospots und 2. Marstal weniger besucht als Mondtal.
Mit interplanetarischen Grüßen, Claudi
Vielen Dank an explora Hotels für die Unterstützung dieser Recherchereise
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