Wie der Bukshan Palace zum Farbtupfer eines wüsten Wadi wurde
Hallo, und immer noch Allah mit uns allen und Frieden auf Erden!
Nachdem mich auch in den letzten zwei Tagen niemand entführt hat, gebe ich mal kurz Bericht. Habe also zwei volle Tourtage durch den Südjemen bzw. einen südjemenitischen Wadi hinter mir und bin entsprechend voller Begeisterung, Erschöpfung, Übermüdung, Eindrücke und Fotos. So viele, dass meine begrenzte Anzahl an Speicher langsam aber sicher zu meinem größten Problem hier wird.
Bukshan Palace im Wadi Hadramaut
Es ging durch den Wadi Do’an innerhalb des größeren Wadi Hadramaut. Einen Wadi kann man wohl am kürzesten als Canyon mit Palmenoasen beschreiben. Jedenfalls eine Menge Steine, Sand und Staub überall. Die Berge sind karg und auf Tafelform erodiert. An den Palmen gedeihen Datteln. In dieses Bild hat dann jemand noch kleine oder auch mehrstöckige Lehmhäuser gesetzt. Ich dürfte so ziemlich jede Hütte im Wadi abgelichtet haben. Die meisten hat man naturbelassen in lehmiger Farbgebung, andere dafür weiß gekalkt.
Nur wer in Saudi-Arabien genug Geld gemacht hat, lockt mit einer bunten Fassade – und davon gibt es hier genau EIN Haus, und das wird als Hotel und Tourimagnet genutzt. Praktisch. Man betrachte das Bild: dies ist das Bukshan Palace, in dem ich zumindest gespeist habe.
Herr Bukshan, der Erbauer des Hotels hat sein Geld mit Reifen gemacht, im Ausland, wie viele aus diesem Wadi. Er zahlt es der alten Heimat zurück, indem er hier Hotels, Fabriken und sogar Straßen bauen lässt. Nichts davon ist unnütz, auch wenn die Gegend eher dünn besiedelt ist. So kommt man also durch die „Wüsten Berge“ und an diversen Dörfern vorbei, die mich stellenweise an die indischen Dörfer erinnern, allerdings ohne Bettler. Nur eben das übliche kreative Chaos am Straßenrand, mit Grillständen und Obstkarren, vielen Autos und Qat kauenden Männern.
Scheue Menschen
Die Bevölkerung ist hier eher zurückhaltend bis scheu. „Sura Sura“ ruft hier keiner. Im Gegenteil, sie drehen sich eher weg von Kameras oder wehren schon weiten ab. Von den Schäferinnen mit den großen langen Strohhüten geht die Legende, dass sie gern auch mal einen Stein aufheben und nach den Paparazzi werfen. Nettes Volk! Wir sind daher so langsam wie möglich an ihnen vorbeigefahren und haben sie so trotzdem aufs Foto bekommen. Bewegliche Ziele trifft man schwerer. Schon fies, ich weiß.
Und wenn man das Tal per Passfahrt hinter sich gebracht hat, kommt man langsam in die Küstenebene und zum Golf von Aden. In unserem Fall leider nicht nach Aden selbst, sondern nur nach Mukalla. Aber Sonnenuntergang am Meer ist Sonnenuntergang am Meer.
Südjemen – anders als der Norden
Der Südjemen war bis 1990 sozialistisches Bruderland (Freundschaft!). Von ihren Brüdern haben vor allem die Schwestern hier mal gelernt, dass frau nicht unbedingt verschleiert sein muss, man sich unter Kontrolle haben kann und Bildung und Alkohol nicht unbedingt schaden. Geblieben ist von den lockeren Verhältnissen nach der „Wende“ nicht viel. Heute huschen die „Fledermäuse“ genau wie in Sana’a durch die Gassen. Aber bei der Cocktailparty (im Holiday Inn, zumindest dem Namen nach) konnte man tatsächlich auch Männlein und (natürlich verschleierte) Weiblein zusammen tanzen sehen, was im Norden nicht gerade toleriert wird.
Mittlerweile habe ich wieder Sana’a erreicht. Morgen steht eine weitere Wadifahrt an, dann in die Qatfelder! Es bleibt also abwechslungsreich und vielfältig, um nicht zu sagen: pittoresk ;)
Masalam, Claudi
p.s. Musste ich lachen: Unser „Anleierer of the tour“, der Rainer, stammt wie sich herausstellte aus Heldenbergen, alte Nidderauer Nachbarschaft :D Tja, da fährt man in den Jemen und trifft die niemals gekannte Nachbarschaft. Auch interessant (für mich), er hat ein Sprachstudium gemacht und über Sprachwandel magistriert, und findet Funktionsverbgefüge äußerst spannend. Super, so hat man neben der Fahrt durch die staubige Wüste auch noch trockene Grammatikgespräche :D
Stichworte: Bukshan, Do'an, Hadramaut, landschaft, Mukalla, Sehenswürdigkeit, Südjemen, Wadi