Löffelabgabeliste Polynesien
Den Traum von der Südsee träumen wir alle mal. Und dann war ich tatsächlich in Neuseeland, auf Hawaii und der Osterinsel und hatte eigentlich die äußeren Ecken dieser Südsee schon abgereist. Also Haken dran? Nee, denkste! Einlullendes Ukulele-Geklimper, betörend duftende Blumenkränze und wiegende Palmen im ewigen Sommerwind – die Südsee-Klischees haben mich anfänglich genauso gelockt wie die türkisen Lagunen-Fotos der Kataloge. Mittlerweile will ich viel mehr und ganz anderes IN Polynesien sehen.
Löffelabgabeliste Polynesien oder doch gleich Bucket list Ozeanien?
Ich dachte, ich pack „die paar Inselchen“ mit anderen Inselchen aus dem Pazifik in eine Löffelabgabeliste und nenne es Ozeanien… ich denke zuviel! Denn obwohl es sich um einen relative kleinen Besiedlungsraum handelt, nimmt Ozeanien fast ein Drittel unseres Planeten ein. Und der kleine Besiedlungsraum besteht aus vielen, weit verstreuten und einzigartigen Atollen und Vulkaninseln im großen Stillen Ozean. Und ich will sie (fast) alle sehen! Meine Liste gründet sich auf diverse Literatur, Reiseführer, Bildchen auf Pinterest und mein wikipediertes Interesse am Südpazifik. Ich bin sicher, ihr werdet meine Liste der Inseln in Polynesien, die ich noch sehen möchte, bevor ich den Löffel abgebe, ebenfalls inspirierend finden. ?
Marquesas Inseln: Nuku Hiva
Im 18. Jahrhundert hätte man geboren werden sollen, dann hätte es auch geklappt mit der spektakulären Weltumseglung und der Entdeckung hübscher Südsee-Inseln. Dann wäre man noch von schwimmenden Einheimischen in der Bucht begrüßt worden und hätte mit vermeintlichen Kannibalen Kava getrunken.
Hermann Melvilles Büchlein „Typee“* über seine Erlebnisse auf der Insel Nuku Hiva gilt – im Gegensatz zu Moby Dick – als eine wahre Geschichte. Letztes Jahr habe ich sie endlich mal gelesen! Melville saß monatelang im Südsee-Paradies fest, weil er sich auf der Flucht vor seinem öden Job auf einem Walfängerschiff an einem der Steilhänge der Marquesa-Insel Nuku Hiva das Bein gebrochen hatte. Sein Bericht über diesen Aufenthalt im Taipi-Valley bei einem angeblichen Kannibalen-Stamm der Typee war schon zu Lebzeiten ein Riesenerfolg.
Melvilles detaillierten Beschreibungen des paradiesischen Lebens der Marquesas und ihrer Insel haben mich neidisch gemacht: auf die Erfahrung vor Ort, genauso wie auf seine Art der Beschreibung. Ich saß mit ihm in diesem Tal auf Nuku Hiva und sah den Frauen beim Baden zu, bestaunte Tiki-Statuen, ging Kokosnüsse ernten, trank Kava mit den Häuptlingen und wollte genau wie er, gern den als „tapu“ erklärten Platz im Dorf genauer untersuchen. Ich suchte mit ihm nach einer Flucht aus dem Paradies und wollte doch auch noch ein bisschen bleiben.
Die Südsee als Aussteigerparadies für Schriftsteller und Maler
Im Südsee-Reiseführer von Rosemarie Schyma habe ich gelesen, dass die 12 Marquesas-Inseln auch Robert Louise Stevenson, Jack London und Maler Paul Gauguin in ihre Palmenhaine lockten. „Wilde, raue Steilklippen, umgeben von einer tintenblauen Unendlichkeit – diese Inseln sind anders als die anderen, die zu Französische Polynesien gehören“ werden sie im Reiseführer beschrieben. Wie die Touren in Melvilles Taipi-Tal verlaufen, und dass man diverse Tikis auf dem Weg sehen kann, habe ich mir schon mal im Reiseführer angestrichen.
Auf der Nachbarinsel Hiva Oa soll der Nachbau von Gauguins Wohnhaus zu besichtigen sein. Ich würde dem Mann, der am liebsten die schönen Menschen der Südsee malte, gern einen Besuch abstatten. Er starb 1903 auf der Insel.
Gesellschaftsinseln: Tahiti
Sowohl Gauguin als auch Melville machten auch auf Tahiti, der größten Insel Französisch-Polynesiens, mehr als ein paar Tage Stopp. Der Autor der Meuterei auf der Bounty übrigens auch. Gauguin lebte hier einige Jahre, bis er nach Hiva Oa gehen musste. Melville hat über seinen Tahiti-Aufenthalt ebenfalls einen Essay verfasst, „Omoo“ steht noch auf meiner Liste ? James Cook spielte auf Tahiti Astronom, der Ort heißt heute Venus Point – ein Leuchtturm gehört dazu. Ich bin nicht der Lagunen-Lümmler, Schnorcheln und Tauchen sind angesagt! Dann sind da noch die Tikis, die Verwandtschaft der Osterinsel-Moais, und die Maraes auf denen sie stehen. Und der Botanische Garten muss auch auf die Liste. Nichts ist südseeiger als Hibiskus und Franjipani. Für die Nationalblume Tiare wird sogar ein Festival gegeben.
Kreuzfahrt durch die Südsee
Der schon erwähnte Südsee-Reiseführer brachte mich auf die Idee, dass so eine Kreuzfahrt durch die Südsee zwar die teuerste, aber irgendwie auch passendste Art des Erkundens wäre. Seit ich Meuterei auf der Bounty sah (da war ich 9 oder so), war klar: durch die Südsee muss man mit dem Schiff. Die Aranui-Frachter sind die Kreuzfahrt-Alternative der Stunde, um durch die Marquesas, Austral- und Gesellschaftsinseln zu schippern. Ich hab das Sparschwein schon mal aufgestellt. Manchmal streichle ich es auch.
Sandwichinseln aka Hawaii: Kauai
Captain Cook ehrte den Grafen Sandwich und benannte das heutige Hawaii-Archipel nach ihm. Auf den Hawaii-Inseln Maui, Big Island und Oahu war ich zwar schon mal, aber nicht lang genug. Außerdem möchte ich unbedingt die Garteninsel Kauai sehen. Einmal mit dem Hubschrauber über die Na Pali Coast schweben oder auch über den nasstesten Vulkanhang der Welt am Wai’ale‘ale, das wäre schon was. Natürlich würde ich auch durch den Dschungel wandeln – auf der Suche nach den Jurassic-Park-Dinos.
Zurück nach Rapa Nui aka Osterinsel
Wie Hawaii stand auch Rapa Nui, die Osterinsel schon einmal auf meiner bucket list. Eigentlich ist da ein doppelter Haken dran, aber hey, ich habe das Tapati verpasst! Im Februar findet das sportliche Ereignis auf der Osterinsel statt, wenn junge Rapanui-Männer im Lendenschurz mit einer Bananenstaude im Arm über die Insel joggen. Um das Sporteln herum finden allerhand polynesische Festivitäten statt. Außerdem habe ich die größten Ahus und Moais bisher immer nur in der glühenden Mittagssonne abgelichtet. Da ist fotografisch noch mehr drin. Und unter Wasser ist auch noch was drin ?
Und immer wieder lockt… Aotearoa aka Neuseeland
Was ich alles in Neuseeland noch einmal sehen oder erleben möchte, würde sicher eine eigene Löffelabgabeliste hergeben. Wenn ich je ein Lieblingsland benennen müsste, es wäre Neuseeland. Ich muss auf jeden Fall noch einmal nach Aotearoa, um nachzusehen, wie sich mein/unser Pohutokawa entwickelt hat. Und dieses Mal will ich endlich den Forgotten World Highway fahren und Mt. Taranaki etwas näher treten. Die neu freigelegten pinken Sinterterrassen auf der Nordinsel möchte ich natürlich auch bestaunen.
Samoa
Samoa, also der Staat, nicht die amerikanische Enklave, steht auf meiner Liste, seit ich mal über deutsche Ex-Kolonien recherchierte. Ja, in Samoa leben Menschen, die heißen Lehmann und Meier – sehen aber nicht so aus. In Samoa soll das sagenhafte Hawai’iki liegen, die Urheimat aller Polynesier, in die beispielsweise nach Glauben der neuseeländischen Maori die Seelen der Verstorbenen zurückkehren. Man vermutet das eher mythologische Hawai’iki sei der samoanischen Insel Savai’i nachempfunden. Auf jeden Fall steht dort die größte und älteste polynesische Pyramide, die Pulemelei Stufenpyramide.
Außerdem plätschert da ein Wasserfall namens Papapapai-tai. Allein, um drunter zu stehen und den Namen 20x hintereinander aufzusagen, wäre mir eine Reise wert. Überhaupt reizt mich die polynesische Sprachwelt. Was sonst noch? Zitat Reiseführer „die landschaftliche Schönheit ‘Upolus scheint die hierzulande geträumten Vorstellungen von Südsee erfüllen zu wollen.“ Laut Reiseführer soll man hier unbedingt in einem traditionellen Fale, einen Strandpavillon ohne Wände übernachten.
Das letzte Königreich im Südpazifik: Tonga
In Tonga beginnt die Zeit. Zumindest beginnt hier an der Datumsgrenze jeder neue Tag als erstes. Klingt komisch, ist aber so. Alle polynesischen Inseln bildeten einst kleinere Königreiche. Tonga ist das letzte Imperium im Südpazifik.
Man bekommt den Sud der Pfefferstrauchwurzel eigentlich im gesamten Südseeraum, aber auf Tonga ist das Trinken von Kava wohl noch sehr alltäglich. Also dann: Auf zur Kava-Zeremonie! Es ist für Frauen zwar nicht verboten, aber wohl äußerst unüblich, Kava zu trinken. Bei Gästen macht man wohl Ausnahmen. Daher würde ich schon mal ein paar Stunden auf dem Boden sitzen und aus einer Kokosnussschale Wasser mit betäubender Wirkung schlürfen. Im Königreich flattert außerdem ein seltener Papagei – und für sowas hab ich ja Vorlieben. Um den Koki zu sehen, müsste ich nach ’Eua. Mein Gott, dieses Inselhüpfen!
Cook Inseln
Wenn eine Insel schon Blumeninsel genannt wird, muss ich sie sehen. Rarotonga wurde von Mutter Natur demnach als Garten der 15 Cook Inseln vorgesehen. Auch wenn man exotische Flora vermutlich rund ums Jahr sieht, zum Flower Festival Te Mire Tiare im November wäre trotzdem meine Wunschreisezeit.
„Bereits der Anflug auf diese Insel ist so atemberaubend schön, dass Sie den Verdacht, die Fotografen hätten bei ihren Postkartenmotiven kunstvoll manipuliert, aufgeben werden.“ behauptet der Dumont Reiseführer von Cook-Insel Aitutaki. Wie die Hauptinsel lässt auch diese sich gemütlich an einem Tag unrunden, per Fahrrad oder Pedes. Vielleicht würde ich hier mal auf einen Berg steigen – soll maximal 180 Meter hoch sein :D Naja, eventuell wird es auch nur eine Lagunen-Tour, von ´Badewanne zu Badewanne mit ein paar fischigen Aussichten. Why not?!
Euch ist hoffentlich klar, dass ich irgendwo jetzt noch eine Löffelabgabeliste für ganz Ozeanien, also inklusive Melanesien und Mikronesien, schreiben muss ;)
Frohes Fernweh und „e no’o ra“ (auf Wiedersehen) vorerst
Claudi
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Stichworte: Bucket List, Inseln, Löffelabgabeliste, Polynesien