22 schnelle Stunden auf der Insel Roatán
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Life In The Fast Lane

22 schnelle Stunden auf der Insel Roatán

Palmenplantagen und Rohrzuckerfelder ziehen am Autofenster vorüber. Ein Pickup überholt uns, auf seiner Ladeflächen sitzen und stehen Arbeiter, einige mit Gewehren ausgestattet. Ich bin etwas müde, hauptsächlich aber erschöpft von der Hitze. Wir holpern erneut über die Straßen von Honduras zum kleinen Flughafen von La Ceiba. Hinter dem Rollfeld stechen gelbe Lapacho-Bäume aus dem übrigen Regenwaldgrün hervor. Um 16 Uhr streben wir endlich mit Avianca Airlines kühleren Brisen zu – auf nach Roatán! Der letzte macht den Flieger zu – das ist der Pilot und weil die Tür ganz hinten ist, läuft er daher auch durchs gesamte Flugzeug zu seinem Platz – sieht man ja auch eher selten.

Karibisch bunte Holzhäuser auf Roatán

Karibisch bunte Holzhäuser auf Roatán

All Inclusive auf der Urlauber-Insel Roatán

Der leichte Wind beim Ausstieg ist mir augenblicklich sympathisch. Bunte Holzhütten, teilweise auf Stelzen, säumen die Küstenstraße zur West Bay. Auf Roatán lebt die größte Gemeinde von Garifunas, die Nachkommen von westafrikanischen Sklaven und Kariben. Wäre spannend gewesen, in deren Kultur mal reinzuschnuppern. Aber wir landen im Paradies einer All-Inclusive-Bettenburg. Als ich jedoch mein Appartement betrete, vergesse ich augenblicklich das Armband und meine Abneigung gegen Massenabfertigung. DAS ist mal ein Büro!

"Arbeitszimmer" für einen Abend auf der Hotel-Terrasse

„Arbeitszimmer“ für einen Abend auf der Hotel-Terrasse

Ich verabschiede die Sonne vom 300-Meter-Fußweg durchs Resort erreichbaren Sandstrand, an dem gerade ein paar Taucher vom Tagesausflug anlanden. Palmen wiegen sich im leichten Wind, das Meer schäumt ein wenig, die Liegen füllen sich nach und nach mit Sunset-Spottern. Die Sonne tut prompt, was man von ihr erwartet: sie geht unter. Adiós, amigo!

Sonnenuntergang an der West-Bay auf Roatán

Sonnenuntergang an der West-Bay auf Roatán

Roatán im Jetlag

Obwohl der Wecker auf 8 Uhr steht, weckt mich der Jetlag noch immer um kurz nach fünf. Ein Elend! Ich sitze einige Zeit im offenen Restaurant, das Meer ist auch schon wach und allerhand Buddys in ihren Memorabilia-Shirts vergangener Tauchtrips warten auf die morgendliche Speisung. Immerhin gibt es ab 7 Uhr Kaffee. Der letzte Tag auf Roatán kann beginnen! Jawohl, der letzte Tag. So will es das Programm.

Kapuziner kuscheln im Gumbalimba Park

Es soll ein aktiver Tag werden. Per Bus geht es in den Gumbalimba Park, über dessen Parkplatz bereits jemand kreischend an einem Stahlseil vorbeirutscht, als wir aussteigen. Canopy oder Ziplining ist für uns leider nicht eingeplant. Wir denken ja auch, es geht auf Wanderschaft durch ein Naturreservat. Das Reservat entpuppt sich ganz seinem Namen entsprechend als ein Park, wie in „a Walk in the Park“. Auf dem Spaziergang erfahren wir, dass der Park den anlandenden Kreuzfahrern amerikanischer Reedereien als Auslaufareal dient. Er ist entsprechend einfach strukturiert, flach und leicht begehbar, ein hübscher Garten. Über eine kleine Hängebrücke hangeln wir uns von der Wiese der Echsen zur Affeninsel. Es gibt ursprünglich keine Weißgesicht-Kapuzineraffen auf Roatán. Die hier frei lebende Affenbande wurde auf dem Festland gerettet und erfreut seitdem die Besucher in diesem Park.

Weißgesicht-Kapuzineraffen im Gumbalimba Park

Weißgesicht-Kapuzineraffen im Gumbalimba Park

Guide Ryan fordert uns auf, die Sonnenbrillen und Mützen abzunehmen, Rucksäcke ebenfalls. Eigentlich auch die Kameras, aber das geht ja nun echt zu weit. Warum das? „Die Affen sind neugierig, die nehmen alles weg und testen es aus. Oben auf dem Baum. Und wenn es ihnen nicht gefällt, lassen sie es wieder fallen.“ Nicht die Rucksäcke, die schleppen sie nicht auf den Baum, aber ich habe keine Ersatzbrille dabei, also gebe ich nach. Dann taste ich mich also durch. Oder bleibe einfach stehen und warte. Die Kapuziner kommen von alleine, sie werden nämlich gefüttert. Und schon hangelt sich der Anführer vom Baum herunter. Er heißt Gumbalimba, der uns intensiv beäugt. Es folgen Antonio und Francisco. Gegenüber am Holzgeländer wagt sich eine ganze Familie auf Menschenhöhe.

Kapuzineräffchen

Kapuzineräffchen Francisco auf Erkundung (Foto: Madlen Brückner, puriy)

Ich knipse die Schatten vor der Kamera. Und spüre plötzlich eine Beschwerung – da sitzt ein Äffchen drauf! Franciscos Neugier hat mich in Beschlag. Während anderen Leuten die Banane auf die Schulter gehalten wurde, kam er ganz ohne Leckerli zu mir. Nicht das Tier anfassen, ihn nur gewähren lassen. Dabei spüre ich sein weiches Fell an meiner Wange. Und er duftet – was ich bei einem wilden Tier für ungewöhnlich halte. Jaja, da können wir uns jetzt streiten wie schlimm es ist, Tiere anzufüttern, damit sie mit Menschen kuscheln… Ich glaube, den 13 Affen geht es hier nicht schlecht. Leider habe ich nicht herausbekommen, wovor oder weshalb man sie vom Festland retten musste.

Schnorcheln im karibischen Meer vor Roatán

Francisco war definitiv süß und knuddelig, aber auf Honduras‘ Nummer 1-Tourismus-Spot spielen eigentlich die Meerestiere die Hauptrolle. Keine Angst, keine Delfin-Show (obwohl es die gibt). Leider auch keine Walhaie, die kommen an Roatán gar nicht vorbei. Um die zu sehen, muss man auf eine der Nachbarinseln. Wir nehmen Vorlieb mit ordinären Fischen und Korallen, denn Unterwasser ist eh alles schön. Und da wir in der Karibik sind, sollte es viel zu sehen geben. Eine ganze Stunde schnorcheln wir direkt vom Strand los und mit Guide Carlos kreuz und quer durch die Bucht. Ich bin geflasht von einem Wald aus lila Fächerkorallen. Streifen des Sonnenlichts zeichnen flimmernde Muster auf den Meeresboden und verzieren die Korallenstöcke. Unterwasserausflüge beruhigen mich immer. Es ist friedlich hier. Und es gibt keine Zeit mehr.

Korallengarten im karibischen Meer

Korallengarten im karibischen Meer

Unterwasseraufnahmen im Wellentakt

Carlos sucht eine Schildkröte für uns, ich gebe mir die größte Mühe, ihm zu folgen und gleichzeitig den Fischlein zu folgen, die ich fotografieren möchte. Beim Tauchen ist das einfacher, das schaukelt nicht so. Die Kamera flippt durchs Wasser, wie die Wellen es wollen. Ich wollte die Cam unbedingt austesten, weil ich es leid bin, vor Ort Kameras zu leihen oder diese Wegwerfdinger zu überteuerten Preisen zu kaufen. Die Farben kommen gut, doch die Canon PowerShot D30* ist für meine Ansprüche und die Fische zu langsam. Na gut, der Chip ist lahm. Der Auslöser braucht eine gefühlte Ewigkeit. Bis das Bild geknipst ist, hat der Schwarm hellblauer Doktorfische längst die Richtung gewechselt und ist ins unbekannte Blau entschwunden. Die Tasten sind recht gut zu für einen Grobmotoriker schwimmender Art, ich zoome problemlos beim Paddeln.

Schnorchelt auch vor Roatán: Doktorfisch

Schnorchelt auch vor Roatán: Doktorfisch

Wenn ich es doch einmal schaffe, einen starren Fisch vor die Linse zu bekommen, wird das Bild scharf. Es herrscht wenig Strömung, daher sind die Korallen recht unbewegt, was ebenfalls hilft. Das kleine Riff hier ist recht flach, so auch der Wasserstand, ideal zum Schnorcheln. Ich gehe davon aus, dass es einige belebtere Riffe gibt, die man allerdings per Boot ansteuern muss. Irgendwann schalte ich auf Videomodus und paddle meinen Buddys nach. Das Ergebnis ist videoseitig ok, fotomäßig nur durchwachsen, denn auch mit schnellerem Chip könnte ich nicht verhindern, dass die Sicht von Schwebteilchen getrübt ist. Genau deshalb mag ich Kameras, die RAWs machen. Allerdings halten mich ja auch JPGs nicht vom Verbessern ab ;) Ich schätze, ich werde die Kamera, trotz günstigem Preis, wieder zurückgeben und auf ein Gehäuse für meine Spiegelreflex sparen – mit was anderem werde ich einfach nicht warm.

Schorchel-Video aus Roatán


(p.s. mein erstes Video überhaupt, das wackelt mit Absicht!) :D

Kleine Riff-Kunde in der Foto-Show

Rast und Hast

Als wir zwischenzeitlich mal den Kopf übers Wasser halten, sehen wir Tourguide Harri aufgeregt am Ufer winken. Die Zeit! Wir müssen zurück, zum Ufer, zum Hotel, zum Umziehen, zum Kofferpacken, zum Essen und zum Flughafen. In einem netten Strandrestaurant an der Flowers Bay wollte man eigentlich entspanntes Inselfeeling genießen, doch dann heißt es, der Weg zum Flughafen sei gesperrt, man müsse die Insel in der anderen Richtung umrunden und das dauere länger. Also esse ich ein Pfeffersteak in 1:54 Minuten und schau zu wie Kollegin Anja einen Hummer in der gleichen Zeit herunterschlingen muss. Inselzeit ist normalerweise eine rückläufige und kein Schnellvorlauf.

Das angeblich beste Strandrestaurant auf Roatán

Das angeblich beste Strandrestaurant auf Roatán

Was wir nicht wissen, die Situation auf der Straße hat sich wieder entspannt – denn unsere Chauffeure speisen sehr gelassen ihren Lunch. Und dann saßen wir noch zwei Stunden am Gate und plauderten mit dem Tourismusminister von Honduras über gefährliche Ecken und präventives Verhalten. Es war so beruhigend, da unten bei den Papageien-, Kaiser- und Doktorfischen und den freundlich winkenden Korallen…

Adiós, Honduras, für dich muss ich mir irgendwann nochmal Zeit nehmen, das war viel zu wenig. Weiter geht’s nach El Salvador!

Diese Recherchereise wird unterstützt von Visit Centroamérica. Die Kamera ist eine Leihgabe zu Testzwecken von Canon. Vielen Dank dafür!

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