Reisetipp Schottland: Glamping im Nessie-Dorf von Loch Ness
Der berühmteste Schotte? Vermutlich Nessie. Ich fahre fast gegen die Leitplanke, weil ich ständig auf den See gucke, während wir an seiner Westseite entlangtuckern. Aber auch nach einer Stunde: kein Nessie, der oder die auf dem Loch Ness paddelt. Aber wer braucht denn Nessie, wenn er ein Armadilla haben kann?!
Glamping in der Gürteltier-Holzhütte
Armadillo, kennt ihr? Das Gürteltier ist jetzt nichts Knuffiges oder so. Aber Nessie soll ja auch eher feucht und aalglatt sein. Wir müssen durch ein ganzes Dorf voller Nessie-Memorabilia und –Ausstellungen bevor wir am Ortsausgang von Drumnadrochit endlich die Gürteltiere sehen. Sie sind hölzern, ziemlich groß UND: können bewohnt werden!
Unser Armadilla steht auf einer kleinen Anhöhe umgeben von Eichenbäumen, hat Ausblick auf die Pferdekoppel, die beiden Rindviecher und den Wald des Great Glen. Es hat vorne eine Tür und hinten ein Fenster so rund und groß wie ein Hobbitloch. Es hat gebogene Wände aus Holzlatten, die aber nur mit viel Fantasie an das amerikanische Panzertierchen erinnern. Vor der Tür steht ein Feuerkorb und das Nachbar-Armadilla ist weit genug weg, um seine Ruhe zu haben.
Wäre Sommer, wir hätten sofort ein Lagerfeuer gemacht und Kanada-Camping-Erinnerungen aufgefrischt. Da es an diesem Tag eher kühl ist und die Fahrt entlang des Loch Ness bereits leicht verregnet war, verkrümeln wir uns lieber nach Innen. Da beginnt das Glamping: Mit einem richtigen Doppelbett (so breit wie die Hütte), TV, DVD-Player, Wasserkocher, Kaffeepülverchen und einer Nasszelle (inkl. Toilette). Die Heizung hält unser hölzernes Appartement auf angenehmer Betriebstemperatur. Es ist gemütlich hier!
Junggesellenbude für happy Camper
Sonia, die Vermieterin hat mir verraten, dass das erste Armadilla eigentlich die Junggesellenbude ihres Sohnes war. Weil sie sein Zimmer als B&B vermietet hatten, war das Holzhüttchen aufgestellt worden. Die Andersons haben mittlerweile vier Gürteltier-Häuser, einen Bauernhof, ein riesiges Haus mit etlichen B&B-Zimmern und einen Sohn, der nicht mehr bei ihnen wohnt :D Erfunden haben sie die Hütten nicht, wie ich ergoogelt habe, aber das Innenleben individuell anpassen lassen. Ich glaub, ich bestell mir auch so eine Hütte und stell sie im schönen Brandenburg als Büro auf!
Im Prinzip hätte ich zwei Tage hier im Bett sitzen, Fernsehen gucken und ein bisschen malen oder lesen können… oder die Kühe bürsten! Ja, die beiden Highland Rindviecher auf der Wiese vor dem Häuschen stehen für Bürstungen zur Verfügung. Ich komme letztlich nicht dazu. Entweder sind die Besitzer nicht in Reichweite oder wir müssen raus und nach Essen gucken, nach Nessie gucken, nach Schlössern gucken… und uns Drumnadrochit angucken.
Nessie-Dorf Drumnadrochit
Drumnadrochit ist eigentlich ein überschaubares Dörfchen, nur wenige Kilometer vom berühmten Loch Ness entfernt. Es gilt – warum auch immer – als die Nessie-Stadt schlechthin. Hier buhlen gleich zwei Besucherzentren um die Gunst des geneigten Touristen. Sowohl das Nessieland als auch das Loch Ness Centre and Exhibition scheinen überteuert für das, was sie bieten. Das Nessieland ist eine Art Kinderspaßland, während das Center & Exhibition die Leute viel zu schnell durch die Ausstellung schleust. Nessies Geschichte und Tagebuch hab ich lieber hier in Ruhe gelesen – sehr spaßig.
In allen Shops der Stadt hat sich das vermeintliche „Urzeitmonster“ eingenistet – in Plüsch, Keramik und Glas, auf T-Shirts, Untersetzern und allem möglichen Schnickschnack. In einem der Souvenirshops hatte ich kurz das Gefühl, die bis unter die Decke gestapelten Plüschtiere würden jeden Moment auf mich herniederstürzen und in einer weichen Welle aus rosa, blau und grünem Plüsch ersticken. Es waren einfach zu viele. Habe mir aber natürlich trotzdem eine Nessie-Tasse zugelegt ;)
Haggis und Whiskey im Fiddler’s
Wenn gerade keine Busse voller Nessie-Fans im Ort halten und ausschwärmen, ist das hier ein lauschiges Plätzchen. Niedliche Steinhäuser mit den typischen Tonrohren auf dem Schornstein stehen da um den zentralen Dorfplatz herum. Um alles herum Wald und Wiesen. Es ist schnell abgelaufen, dieses Drum. Wirklich leckeres und erschwingliches Essen fanden wir im Fiddler’s gegenüber der Touristeninfo. Da wir ja nie vorbestellen, waren wir einfach vorzeitig da. Um 19 Uhr bekommt man noch einen Tisch, den man bis 20 Uhr verlassen muss. Eine Stunde reicht aber auch, um die umfangreiche Whiskey-Sammlung an den Wänden zu bestaunen und einen zum Haggis zu nehmen, dazu ein Lochness-Bier… reicht schon für einen schottischen Abend.
Wir hätten auch selber kochen bzw. grillen können – auf dem Außengrill in unserer Armadilla-Siedlung! Die Betreiber bieten tatsächlich auch Grillfleisch an. Man müsste mit mehr Zeit noch mal herkommen und wirklich Campingferien machen. Für eine Durchreise als B&B sind die Armadillas eine günstige Alternative (£58.00 pro Nacht für 2 Personen), aber man kann das Angebot kaum ausschöpfen.
Nessie – gefunden!
Am Tag unserer Abfahrt haben wir dann übrigens noch Nessie gefunden! Im Souvenirshop habe ich einfach auf die Postkarte gezeigt und gefragt wo das Tier (bzw. seine bekannteste und älteste hölzerne Version) denn nun sitzt. „Neben der Exhibition, hinter dem Zaun an einem kleinen Teich“ kam als Antwort. Wir hätten es nie von allein gefunden! Zumal das alte Holznessie ja nicht einmal am Loch Ness sitzt… Mehr vom See und was man drumherum noch machen kann: demnächst auf diesem Blog! Abonniert doch den Newsletter, dann werdet ihr rechtzeitig informiert ;)
Ich kurvte um den Loch Ness mit Unterstützung von Sunnycars. Vielen Dank dafür.
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