Reisetipp Tasmanien: Himbeerwürstchen zum Frühstück
Tasmanien, eine der schönsten und zudem wenig überlaufenen Inseln am Ende der Welt hat mein Herz im Sturm erobert. Als ich 2008 kurz vor Wintereinbruch das Eiland unter Australien besuchte, wurde es bereits kühl an den Traumstränden und nasskalt in den Wanderparadisen Tasmaniens. Was macht man dann? Gar nicht erst anreisen wäre wohl der größte Fehlschluss, denn der siebte Bundesstaat Australiens lockt gerade in der kühleren Jahreszeit mit Gemütlichkeit und hohem Genussfaktor. In der saubersten Luft der Welt, so will es die Werbung des „Natural States“, gedeiht so manch leckerer Tropfen an den Reben, wandern die Austern direkt von der Farm in den Mund und wer noch niemals Himbeerwürstchen zum Frühstück hatte, darf sich glücklich schätzen, auf diesem kulinarischen Kleinod gelandet zu sein.
Britisches Erbe: Fish & Chips
Meine kulinarische Rundfahrt startete in der Inselhauptstadt Hobart, wo morgens die Fischer randvolle Krabbenkörbe, Austern und selbstverständlich auch frische Fische an Land bringen. Verarbeitet und verspeist werden darf der Fang in einer der kleinen Fish & Chips-Buden direkt am Pier oder in einem der exquisiten Hafenrestaurants am Victoria Dock. Wer seine Portion nicht schafft, bekommt Hilfe von den Möwen. Wer eine Portion schaffen möchte, so wie ich, muss um sein Essensvorrecht kämpfen – gegen die Möwen!
Austern – Im Dutzend billiger
Fish & Chips esse ich ja gern. Rohes aus dem Meer eher nicht. Dennoch muss ich sagen: so eine Farm ist spannend, ich konnte an den Austernbänken zuvor vorbeipaddeln. Hinterher erzählte der Austernfamrer einiges über das Züchten von Abalone und Austern und dass beides natürlich nach Hühnchen schmecke. Zu meinem Job gehört es dann leider auch, das angebotene Meeresgetier wenigstens zu probieren. Mit viel Zitrone blieb der Glibber in Mund und Magen… aber bitte nicht mehr als eine davon! Entlang der Ostküste und auf der Freycinet-Halbinsel werden Feinschmecker jedenfalls fündig. Diverse Austernfarmen verkaufen zu Spottpreisen, im Duzend billiger und bereits geknackt.
Lachs mit asiatischer Note
Die Ess-Route führte weiter entlang der menschenleeren weißen Strände mit den leuchtend roten Findlingen vorbei an den grünen Schafsweiden Scottsdales und westwärts durch die Wälder des Nordostens. Irgendwo im Nirgendwo der dünn besiedelten Insel macht ein kleiner Wegweiser auf die Lachsfarm 41° South aufmerksam, die mit geräucherten Fischhappen zwar Gaumenfreunde anzieht, aber den Erlös der Fischzucht lieber in den besonders langsam wachsenden Lebenstraum einer Ginsengfarm investiert. Die Wurzeln des asiatischen Allheilmittels benötigen so viel Zeit und Pflege, dass die Lachse derweil das Geschäft über Wasser halten müssen, bis auf Tasmanien auch endlich Gingsengtee produziert wird.
Alles Käse, aber würzig
Auf ausgefallene Geschmäcker haben sich die Australier hier unten ganz offensichtlich spezialisiert, denn nur einige Kilometer entfernt stehen in der Ashcrove Käserei 25 exotische Käsesorten zur Verkostung und Mitnahme bereit. Mit wildem Wasabi, rotem Outback-Staub, durftendem Lavendel oder grobem Buschpeffer verfeinerter Cheddar ist der Renner im angeschlossenen Shop der kleinen Molkerei. Mein Highlight war tatsächlich der Wasabi-Käse, den ich in der Geschmacksform in Deutschland noch nicht gefunden habe.
Himbeerwürstchen oder Himbeersöckchen?
Käse ist vermutlich das einzige, was die Himbeerfarm in der Nähe von Elizabeth Town nicht mit ihren Früchten fusioniert hat. Ansonsten führt diese Farm neben den ganz normalen Beeren zum Sammeln und Naschen einige Formen der Himbeerverarbeitung, an die mancher Besucher nicht zuerst denken würde. Himbeereis, Himbeerpfannkuchen und Himbeersaft – nichts Neues. Aber wie wäre es mit Himbeerwürstchen zum Frühstück? Ich habe überlegt, leider zu lange – wie immer, aber der Gedanke an Fleisch mit Himbeersoße war mir dann doch zu abwegig. Im Farmcafe wird das jedenfalls angeboten, genauso wie Himbeeressig und –öl und ein kräftiger Himbeerschnaps für die Verdauung danach. Mit einem Paar duftenden Himbeersöckchen in der Souvenirtüte konnte ich schließlich den weiteren Weg durch die Weiten der bläulich schimmernden Eukalyptushaine bestreiten.
Wein von under Down Under
Im Anschluss und vor allem zum Abschluss einer Schlemmertour durch Tasmanien sollte auf keinen Fall der passende Wein zum Lamm-, Känguru- oder Sellerieschnitzel fehlen. Im kühlen Seeklima der Insel gedeihen Chardonnays, Pinots und Sauvignons auf über 250 Weingütern, die den berühmten Festlandweinen international kaum noch nachstehen. Direkt beim Winzer darf verkostet und gepicknickt werden – auch schon um 10 uhr morgens. Das ist so meine Zeit, warum auch immer. Ich mochte vor allem die weißen fruchtigen Sauvignons. Die Güter liegen allesamt so idyllisch, dass man locker bis zum Mittag unterm Eichenbaum sitzen bleiben kann.
Auf dem Weg zurück in die Inselhauptstadt erhaschte ich noch den ein oder anderen Blick auf die rotgetupften Apfelplantagen und die leeren Hopfengestelle der Inselbrauerei Cascade. Ein solches trank ich am letzten Abend in Hobart zu einem weiteren Päckchen Fish & Chips, gierig beäugt von den Hafenmöwen.
Na, wer hat jetzt Hunger und möchte freiwillig nach Tasmanien zur Himbeerwürstchen-Verkostung jetten?
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