Wie ich mit einem Maori-Pärchen über Angela Merkel plauderte
Wir kommen spät am Ohope Beach bei den Herrschaften an, die ein bisschen wie ein altes Hippie-Pärchen anmuten: graue Haare, Patchwork-Klamotten, bunt und aufgeweckt. Bei Miria und Taroi Black wohnen wir im Beach-Bungalow mit Blick aufs glitzernde Pazifikwasser, das wir kurz vor Sonnenuntergang kaum noch ausmachen können. Auch für den Sundowner, den unsere fröhlichen Gastgeber in der Bay of Plenty geplant hatten, sind wir leider zu spät.
Roadtrip von Bay zu Bay
Der Weg an die nordöstliche Ecke der Nordinsel verlief idyllisch von Matamata (Mehr zum Hobbiton Movie-Set lest ihr an anderer Stelle;) ) nach Whakatane entlang der Obst- und Kiwiplantagen, die man kunstvoll hinter Bambus- und Pappelhecken versteckt hat. Es hätte noch so viel auf der anderen Seite der Nordküste gegeben… Mindestens noch einen Tag am 90 Mile Beach, um sich im Sand eine heiße Grube zu graben und zu saunieren. Außerdem einen Tag für Inselhopping oder Delfinschwimmen in der Bay of Islands. Und was mir ja auch noch gefallen hätte: Eine kleine Rundfahrt über die Coromandel-Halbinsel mit noch mehr Stränden, Pohutukawa-Bäume und geheimnisvollen Felsenhöhlen am Wasser. Aber wir sind schon weiter. Links der Ozean, rechts ein Sandsteinhang voller Weihnachtsbäume, die zur Blütezeit die Erscheinung einer roten Welle annehmen dürfte.
Neuseeland-Karte als Poster >>Maori-Unterricht bei Käsehäppchen
Hier im pazifischen Osten soll es um Whakatane herum die ersten Maori-Siedlungen gegeben haben. Die Blacks am Ohope Beach sind ihre Nachfahren. Bei neuseeländischem Wein und Käsehäppchen im gemütlichen Wohnzimmer ihres orangen Hauses erzählen die beiden Rentner ihre Geschichte, Maori-Legenden und erklären, warum was wie in Maori ist.
Sie freuen sich, dass sich Besucher und auch immer mehr Einheimische für ihre Kultur interessieren. Miria hat sehr spät erst Maori gelernt, im Wohnzimmer hängen alte Fotos ihrer englischen und neuseeländischen Vorfahren. Auch Taroi ist ein Mischling „Reinblütige Maoris gibt es nicht mehr“ erklärt er nüchtern. So unter Sprachwissenschaftlern fachsimpeln wir eine Weile über polynesische Sprachen und sprachbegabte Deutsche, die Maori können. Letztlich plaudern wir dann aber auch über Angela Merkel, die Taroi als machtvolle Frau wahrnimmt, die widerspenstigen Griechen, die Wiedereröffnung eines Maori-Versammlungshauses im Hamburger Völkerkunde-Museum (lief im neuseeländischen TV) und wie die Chinesen den Neuseeländern die Opossums abkaufen wollen.
Taroi war auch derjenige, der mir zum Thema Waitangi-Vertrag ein schnodderiges Lächeln zuwarf und meinte, den könne man ja in alle Richtungen wenden und interpretieren. Daneben musste ich noch den kalten Krieg aus DDR-Sicht erläutern, während Miria uns ein Jugendfilmprojekt einer regionalen Maori-Liebesgeschichte vorstellte. Und der Tag hatte tatsächlich nur 24 Stunden. Ich bin ungern schlafen gegangen.
warten auf die organisierte Begegnung der Kulturen
Am nächsten Morgen hätten wir laut Plan um 7 Uhr von den Jungs von Native ConnectioNZ abgeholt werden sollen. Unsere liebenswerten Gastgeber sind ebenfalls um 6.30 Uhr schon auf ihrem Balkon und finden die frische Frühlingsluft zugegebenermaßen recht kühl. Wenn man aber auch in kurzen Hosen herumspringt…
Wir verzichten aufs Frühstück bei den Blacks, rechnen ja damit, dass die Tour, zu der wir gleich aufbrechen sollen, uns verköstigt. Um kurz vor 8 sitzen wir immer noch auf der Terrasse und warten. Miria kennt die Jungs, die die Tour organisieren und ruft mal durch. Achja, wir sollen doch erst um 10 abgeholt werden. Warum steht hier 7 in meinem Plan? Weil wir die Route so oft umgelegt haben, dass der letzte Stand „Abholung in Rotorua“ hieß und das ja durchaus 2 Stunden Anfahrt bedeutet hätte. Vier Stunden Schlaf verpasst!
Leben zwischen Wassern
Wir frühstücken nun also doch in dem Beachhäuschen mit den Haien an den Flanken und einem Oktopus auf dem Giebel – ein „Meeres-Marae“ erklärt Miria, die mit dem Wasser tief verbandelt scheint. „Der Hafen ist unser Einkaufskorb. Wir leben von dem, was uns das Meer gibt. Wir dürfen uns komplett davon ernähren“, sagt Taroi stolz. Ich schlucke, weil ich als Anti-Fischesser hier vermutlich verhungern müsste.
Miria zeigt uns ihren Garten, erklärt die Farben des Hauses und seinen Namen Moanarua: die zwei Flüsse, die den schmalen Streifen Land auf dem die Siedlung steht, umfließen. Selbst die Anordnung der Pflanzen hat einen tieferen Sinn erinnert mich ein bisschen an Feng Shui. Im Anschluss lassen wir uns am breiten Sandstrand eine pazifische Brise um die Nase wehen. Mitten im Ozean sitzt White Island, der aktivste Vulkan Neuseelands. Helikopter fliegen rüber, und mit Gasmaske wird zum Krater gewandert. Abenteuerspielplatz Neuseeland.
Maori Hangi
Um 10 Uhr erscheint schließlich William von Native ConnectioNZ, um uns auf seine Tour zu nehmen. Er will uns eine alternative Maori-Begegnung bieten zu dem, was man zum Beispiel im Maori-Dorf bei Rotorua großen touristischen Gruppen vorstellt. Die Tour dauert drei Stunden und ist so spannend, dass ich darüber einen gesonderten Post verfassen musste.
Miria und Taroi jedenfalls haben wir danach nur noch „Mauri Ora“ sagen können, denn der Weg nach Rotorua und Wai-O-Tapu stehen auch noch auf dem Programm! Werde unsere Gastgeber als liebenswerte Maori-Hippies sicher lange in Erinnerung behalten und dem schönen blauen Ozean sagen wir vom Ausguck oberhalb Whakatanes auch noch mal Goodbye. Mensch, ist das schön hier!
Vielen Dank an Miria und Taroi und Tourismus Neuseeland für die Unterstützung dieser Recherchereise
Many thanks to Miria & Taroi and Tourism New Zealand for supporting this research