Flugtipp: Mit Air New Zealand nach Mittelerde
„We’ve got a 747 coming down in the night /There’s no power, there’s no runway lights“ Wenn mir jemand den Typ der Boing verrät, die wir gerade betreten, poppt da immer diese Zeile aus „Strangers in the Night“ von Saxon auf. Keine Ahnung wieso, aber „seven fourty seven“ klingt wie ein kleiner Merk-dich-Reim und ist noch dazu ein schmissiges Liedchen. Auf Flug Nummer NZ 38 von London Heathrow via Hongkong nach Auckland hatten wir aber weder eine 747 noch war das Kerosin knapp. Selbiges gilt für NZ 2 von Auckland nach London via L.A. Air New Zealand hatte ausreichend getankt und stand pünktlich bereit.
Vor dem Flug
Die Boing 777-200 stieg planmäßig um 22:35 in den Nachthimmel. Boarding geht bei AirNZ sehr gesittet zu, erst die Premiumpassagiere und Mitglieder sämtlicher Flugclubs, dann die hinteren Reihen, dann die vorderen. Nachdem ich im Vorfeld mehrfach genervt hatte, dass ich einen Fensterplatz möchte UND neben meinem Freund zu sitzen verlange, hat das letztlich sogar geklappt, Dank vier Stunden Aufenthalt in London. Ich empfehlen: direkt bei Buchung schon Platz reservieren!
Auf dem Flug
Plätze sind fix eingenommen, die komplette Reihe besetzt. Der Flieger ist voll – kann man der Airline nun nicht wirklich vorwerfen. Aber volle Flieger bringen in der Regel eine gewisse Bedrängnis mit sich. Auf Nachtflügen macht das natürlich richtig Spaß, innerhalb einer Dreierreihe vom Fenster zum Gang zu klettern und dabei alle Umsitzenden aus dem Schlaf zu reißen. Ich bin immer die, die am Fenster sitzt. Ich bettle bei jedem Check-in um einen Window-Seat. Anders kann ich gar nicht schlafen. Der Sitzabstand ist bei AirNZ nicht geringer oder weiter als anderswo, und der Umstand 11 Stunden am Stück fliegen und still sitzen zu müssen auch nicht.
Auf der Strecke AKL-LAX-LHR kam eine Boing 777-300 zum Einsatz, die AirNZ so umgebaut hat, dass man drei verschiedene Sitzklassen (Business Premier, Economy Premier, Economy) unterbringen und dreifach unterschiedlichen Komfort bieten kann. In der Economy gibt es dennoch eine Upgrade-Möglichkeit, für die ich äußerst dankbar war. Die Skycouch! Aus einer Sitzbank mit 3 Sitzen wird via Klapp-Kissen, das den Beinraum abdeckt, eine kleine Liege, auf der zwei Hobbitse bequem nebeneinander liegen können. Man kann die Skycouch tatsächlich zu zweit buchen, sei es nur um sicher zu gehen, dass das lustige Gürtelwirrwarr nicht zu viele Menschen verstrickt. Auf mich wirkte die Extra-Anleitung zu den 3 Extra-Gürteln, die zur Couch gehören ein bisschen wie das Gürtel-Kamasutra. Macht sich echt nicht gut, wenn man tatsächlich schlafen möchte. Ich persönlich benötige Rotationsspielraum beim Schlafen und war daher schon begeistert, nur die Beine nicht abknicken zu müssen und mich hin und wieder ausstrecken zu können. Wenn einer von zweien sitzt, kann der andere definitiv gut schlafen – vermutlich habe ich deshalb solchen Jetlag , ich war nicht fertig genug vom Flug!
Sicherheit(svideo)
Auf der Strecke LHR-HKG-AKL wäre ich beinahe enttäuscht nach den 21 Stunden Flug aus der Maschine geklettert. Es gab kein witziges Sicherheitsvideo, nur eins von den derzeit vielen trendigen Zeichentrick-Werken. Auch wenn Snoop Dog vorkam – es war genauso öde wie das von British Airways (nur das bei denen die Flugbegleiterin regelrecht um Aufmerksamkeit bettelnd das Video ankündigte). AirNZ hat in den vergangenen Jahren immer wieder virale Sicherheitsvideos veröffentlicht, umso mehr habe ich erwartet.
Der Rückflug hat mich mit der Marketingabteilung wieder versöhnt. Denn zum Start der neuesten Film-Trilogie aus dem Hause Jackson, gibt es ein unglaubliches Mittelerde-Sicherheitsvideo. Gandalf hat das Cockpit übernommen, Elben erklären wie man sich anschnallt und bei Turbulenzen den Zwerg oder Org neben sich sichert. Das Sicherheitsvideo hat mich bei allen drei Take-offs, die es bis Deutschland braucht, jedes Mal wieder gefesselt. Ich guck die Dinger nie, sie sind öde und man weiß genau: im Notfall würde man paniken und sich eh an nix erinnern! Aber die Gemeinschaftsproduktion mit den Weta-Studios (die Special Effekcts Firma, die u.a. die Jackson-Filme verantwortet) hat jedem der Umsitzenden ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert, soll heißen: man hat das Video tatsächlich geguckt! Und ja, Sir Peter hat es sich nicht nehmen lassen, selbst eine kleine Rolle zu übernehmen. Passend dazu fliegt seit einigen Tagen eine Boing 777-300 mit einem 73 Meter langen Hobbitbild auf dem Bauch von Auckland nach London und Los Angeles.
Entertainment an Board
Ich habe die 2x 11 Stunden im ausgebuchten Flieger also überlebt – mit jeder Menge Inflight-Entertainment via eigenen Bildschirm im Sitz vor mir. Das Filmangebot reicht vom aktuellen Blockbuster bis zur neuseeländischen Independent-Produktion, dazu TV und Radioprogramm, das für mehrere Weltumrundungen reichen würde. Die Herr der Ringe-Trilogie kann eigentlich den kompletten Flug bis Hongkong abdecken, ich habe mich für Musik im Film entschieden und das 8-teilige Making-of-Blog zum Hobbit geschaut.
Air New Zealand Transit
In Hongkong wartet eine kleine Abfertigungshalle auf Transitreisende, das Handgepäck wird noch einmal durchleuchtet, und dann darf am Gate auf Liegestühlen entspannt werden. „Boarding completed“ und wir heben wieder ab in den Nachthimmel. In Los Angeles habe ich das Chaos erwartet, dass ich vom Flughafen Miami kenne. Mit 20000 anderen Fluggästen an den Immigration-Desks anstehen und hoffen, dass der Flieger nicht ohne einen wieder abhebt, dann noch das Gepäck abholen, 100 Meter tragen, wieder abgeben. Aber es kam ganz anders! Noch am Ausstiegsgate postierten sich 2 Bundesbeamte und fertigten in einem kleinen Raum einzig die AirNZ-Passagiere ab, fragten keinen Pieps und verrichteten ihr Werk in weniger als einer Stunde. Gepäck durch die Costums schleppen? Nicht als AirNZ-Passagier!
Essen
Auf jeder der großen Teilstrecken wird einmal Abendessen und einmal Frühstück serviert. Die Wahl zwischen Huhn oder Rind ist ein Klassiker, so auch bei AirNZ. Der Caterer in Hongkong hat es ein bisschen exotisch gemacht, das Rind kam als Curry daher. Dazu einen neuseeländischen Wein – so erwartet man es, so bekommt man es. Zum Nachtisch Eiscreme hatte ich selten in einem Flugzeug – lecker mit den Stückchen weiße Schoki und Himbeeren! Frühstück ist an Bord einer englisch inspirierten Nation eher schwierig für deutsche Gaumen: Omelette, Baked beans und Würstchen – ess ich nicht mal im UK! Die obstige Alternative mit Joghurt war zwar um einiges genießbarer, hinterließ aber einen eindeutig ungefüllten Magen. Also noch einen Kaffee mit Milch drauf (das können sie sehr gut, das richtige Mischungsverhältnis bekommen andere Flugbegleiter anderer Fluglinien selten trinkbar hin.)
Flugbegleitung
Die Flugbegleiter sind freundlich, höflich, verlieren nie das Lächeln und geduldig mit jedem. Man nimmt sich Zeit für Erklärungen zu Transit u.ä. Die Professionalität, die man durch die Werbung erwartet, wird hundertprozentig erfüllt.
Toiletten
Ich muss die Toiletten unbedingt erwähnen! Denn selbst die waren unterhaltsam und mit Köpfchen ausgestaltet. Mit einer einfachen, aber kreativen Fototapete gaukeln sie einem auf diesem engen Pott vor, in einer Bibliothek zu hocken. Im papiernen Bücherregel stehen Werke wie „The Captains Log“, „Flush, 20 ingenious discoveries made on the toilet“, „Pride in the haka“ und mein Lieblinge „Kiwis have long noses“ und „The insiders Guide to Nude Ski resorts in New Zealand“. Ich habe leider kein Foto davon, aber jemand anders hat‘s gemacht -> auf Flickr
Fazit
Air New Zealand ist kein Billigflieger. Wer mit der Mittelerde-Airline nach Mittelerde fliegen möchte, greift tief in die Tasche. Die Kosten für meinen Flug beliefen sich (wenn man mich nicht eingeladen hätte) auf 1660 Euro (inkl. einer Strecke auf der Skycouch). Dafür durfte ich aber auch auf einer Skycouch lümmeln, stundenlang fernsehen und Musik hören, wurde annehmbar verköstigt und hatte eine bevorzugte Behandlung im Transitbereich sowohl in Hongkong als auch L.A..
In diesem Sinne: Guten Flug! Ich brauch noch einen Kaffee gegen den Jetlag!
Vielen Dank an Air New Zealand für die Einladung auf diesen Flug!
Thanks to Air New Zealand for supporting me on this flight!