Cliffs of Moher – nur ein Highlight der Westküste Irlands
Das hier ist ja nun nicht mein erstes Irland-Erlebnis. Aber der letzte Trip auf die grüne Insel liegt immerhin 10 Jahre zurück. Da kann sich viel ändern, selbst in Irland, wie ich feststellte. Zum Beispiel die Cliffs of Moher. Nein, die Klippen selbst sehen aus wie vermutlich seit Jahrtausenden. Aber die Touristenattraktion der Cliffs hat sich eindeutig entwickelt.
Cliffs of Moher – now and then
1997 saß ich da noch mit einer unmöglichen Bob-Frisur im gefährlichen Steilwand-Wind – direkt neben der Klippe und der Möglichkeit, übers Gras ins 100 Meter weiter tiefer gelegene Meer gezogen zu werden. Wir durften uns nur an den Klippenrand legen! 2002 saß ich an fast genau derselben Stelle – Haare länger, Gewicht leicht mehr, gleiche Wind- und Absturzbedingungen. Und 2012. Deutlich mehr Gewicht, Haarlänge gleich geblieben. Und der Wind kann mir gar nichts anhaben! An meiner alten Sitzstelle steht heute eine dicke Mauer und hält alle Welt davon ab, über die Klippe zu gucken, Geschweige denn an ihr zu sitzen. Der Thrill wurde gekillt!
Über den Klippen-Zaun
Dachte ich. Aber die Platten an der Erdwand haben nicht weit gereicht. Nach ca. 200 Metern gibt es den netten Hinweis, dass hier die Befestigung endet und man all derer gedenke, die ihr Leben an den gefährlichen Klippen ließen. Liest’s und klettert drüber! Und dann darf man sich wieder vor den Abgrund knien und hoffen, dass jemand rechtzeitig auf den Auslöser drückt, bevor einen die Aufwinde davontragen. Angeblich nisten an den Klippen jede Menge Vögel, u.a. Papageientaucher, aber im August sind die meisten schon wieder draußen auf dem Atlantik.
Steinzeitgräber im Karst
Wir fuhren stattdessen weiter rein ins Land, zum Burren, einem grauen Karstgebiet. Ein steinzeitlicher Dolmen zieht hier die Autos ins unwirtliche Land. Steinmauern umgeben die Steinfelder. Sieht nach einer Mischung aus Mond und Einbruchgefahr aus. Dolmen waren wohl hauptsächlich Grabanlagen. Manchmal waren sie auch noch umringt von einem Steinkreis. Vor allem in Nord- und Westeuropa findet man solche Anlagen (Stonehenge wohl das berühmteste davon).
Steinkreise in Carrowmore
Wir haben einen kleinen Stonehenge in Carrowmore (Co. Donegal) besichtigt. Da gab es sogar mehrere Kreise! Und man konnte selbst von Hügelchen zu Hügelchen laufen, die Schafe vom Dolmen schubsen und sich selbst drauf stellen. Nett da, so viel mehr Archäologie zum Anfassen, als die Stonehenge-Führungen am Maschendrahtzaun entlang.
Strandleben an der Westküste
Je nördlicher man kommt, desto gälischer wird Irland. Desto weniger versteht man die Leute sprachlich und auch mental kann ich nicht folgen, wenn man bei unter 10 Grad Wassertemperatur noch Wellenreiten gehen muss! Aber oberhalb von Galway (da wo kein Ire mehr hinreist, weil es bereits als Feindesland gilt) gehen die Jungs am liebsten Surfen, sitzen die Familien picknickend am Strand und weht mir der Wind die Erkältung nochmal richtig in den Rachen.
Hostel an der Nordwestspitze
Auf an die Nordwestspitze Irlands! Nach Dunfanaghy – spricht sich ungefähr Dann-fäne-gie und ist keine Geschlechtskrankheit! Das kleine Dörfchen ist der Ausgangspunkt für mein Geburtstagsprogramm: eine Fahrt zum letzten Königs Irlands. Der wohnt und malt auf Tory Island, habe ich schon vor der Reise recherchiert. Die Fähre zur westlichsten aller irischen Inseln geht täglich ab Magheroarty. Wir sind also clever und übernachten im wenige Kilometer entfernten Dunfanaghy in Brendans Hostel und B&B in einer alten Mühle. Brendan ist der Betreiber und auch sonst ein sehr geschäftstüchtiger Mann. Er zwingt praktisch jedem Gast seine Geschichte von sich und dem alten Mann auf, der ihm mal eine Flasche Wasser schenkte.
Bo Finne statt König von Irland
Ich bin sauer auf Brendan, denn auch uns lud er mit einer Horde Nordiren zu einem Geschichtennachmittag und las diese tolle Geschichte vor. Der Alte aus der Geschichte ist längst tot, ähnlich wie fast alle auf der Insel Inis Bo Finne (Tory Island vorgelagert), die von den Behörden und Touristen in jeglicher Hinsicht übersehen wird. Für Brendan hat die Insel Flair, ist voller rothaariger Bauäugiger, die alle so schüchtern sind, dass sie einem Besucher niemals ein selbstgemaltes Bild aufdrängen würden (wie die Piraten auf Tory das tun). Er liebt die Insel, ohne Frage. Ich will nach Tory, aber der Mann spinnt das Netz und zieht zu, als er sagt, dass die Überfahrt nach Tory lang und rau ist und Inis Bo Finne nur eine halbe Stunde entfernt liegt und viel billiger ist.
Einsame, weiße Kuh
Ihr erninnert euch, an den Anfang meines Irland-Tagebuchs? Alles ging schief… Jap, wir sind in Brendans Falle getappt. Mit 10 Nordiren, die das Flair der vergessenen Insel und ihre Rothaarigen aufsaugen wollten, verschiffte uns Brendan nach Inis Bo Finne, klar kennt er einen Fischer, der das für 10 Euro macht. Es war schönes Wetter als wir in Magheroarty ablegten, es war schönes Wetter als wir vor den 10 Häusern in der ersten und einzigen Reihe anlegten. Niemand Zuhause. Die wenigen Häuser verlassen und kurz vor dem Zerfall – klar hat die jemand vergessen! Wir sehen einen Einheimischen vorbeihuschen. Dann wandern die Nordiren nach links und wir nach rechts. Am Ende der Insel gucken wir am einsamen Steinstrand rüber nach Tory Island. Bo Finne heißt weiße Kuh. Die liegt in ihrer versteinerten Form in einem Vorgarten. Wer den Stein entfernt, zieht den Stöpsel und die Insel geht unter. Die Kuh zu ihren Lebzeiten war für die Iniser Leute ein Zeichen von Wohlstand bis eine Hexe sie zum Stein erstarren ließ. Seitdem ist wenig geschehen.
Spazieren auf einer leeren Insel
Mag sein, dass es hier B&Bs und ein Pub geben soll, wir finden jedoch nix. Hier sind nur Ruhe und Einsamkeit und bedrohliche Wolken. Keine Blauäugigen, keine Rothaarigen, keine Schüchternen, nur ein aufdringlicher Hund. So sehr ich ausgedehnte Spaziergänge am Meer schätze, so sehr werde ich das Gefühl nicht los, auf Tory was verpasst zu haben. Die andere Truppe wollte 4 Stunden hier herumwandern, nach einer treffen wir die ersten. Schon rum mit der Runde? Sie werden noch einige drehen.
Ich bin sauer auf Brendan
Im Hafen spricht uns ein Nordire an, der aus Derry stammt und seine Sommer hier verbringt. Er berichtet, dass nur 7 Männer derzeit auf der Insel leben, der Rest der Familien sei im Sommer an Land. Also wirklich tote Hose. Wir haben zum Glück das Taxi zurück schon für zwei Stunden nach Anlandung geordert. Es ist ein Holzkahn mit Außenbordmotor. Und beginnt zu regnen als wir in die Nussschale hüpfen. Ich bin sauer auf Brendan! Ich wollte doch zum König von Irland! Ich muss also noch einmal ins sonst sehr sehenswerte, raue County Donegal.
Wir fahren mal weiter… nach Nordirland!
bis dahin
LG Claudi