Wie ich in Schottland auf die Wildkatze kam
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Cool Cat

Wie ich in Schottland auf die Wildkatze kam

Seit Wochen hängt mir dieser uralte Song im Kopf. „Ich wünsch mir ne kleine Miezekatze für mein Wochenendhaus. Der schenk ich eine Luftmatratze und ne Spielzeugmaus.“ Selbst auf einem Schottland-Trip hört der nicht auf. Nein, ich kaufe keine Miezekatze, auch nicht in Schottland. Aber angucken geht ja immer.

Highlands and Islands – das soll es beim diesjährigen Schottlandtrip sein! Wir ziehen los bzw. mieten ein Auto und tuckern von Glasgow nach Norden, nach Westen, nach Süden und nach Osten, in einem großen Kreis. Rundreise. Roadtrip. Auf der Suche & Finde großartiger Landschaften, seltener Augenblicke und ein bisschen Abschalten vom Berliner Alltag. Außerdem bin ich gespannt wie ein Flitzebogen, ob sich die Schotten tatsächlich vom Königreich trennen wollen – sind zum Referendum noch im Lande.

Schottland Karte

Schottland Roadtrip 2014. Der Plan, die Stationen.

Mietwagen mit erschwerten Bedingungen

Erste Feststellung am Glasgower Flughafen: Ich habe das Mietauto (sunnycars, wie immer) falsch gebucht. Passiert mir selten, kann aber vorkommen. Jedenfalls sitzen wir in einem Schaltwagen (was nicht schlimm ist) und einem Diesel noch dazu (was ebenfalls nicht schlimm ist), der beim besten Willen diese beiden Qualitäten aber nicht vereinen kann. Die Karre säuft mir ständig ab – mir, der Meisterin der schleifenden Kupplung!

Schottland per Mietwagen

Jeder Popel fährt nen… Vauxhall. (Foto: Sascha)

Egal, Autofahren macht immer Spaß! Und nach den ersten 10 Kreiseln – die sollten die Schotten nach der Abspaltung als imperialistische Erfindung des benachbarten Königreichs sofort abschaffen – schwitze ich auch nicht mehr so und kann mir mal die Landschaft neben dem vielen Kurven angucken. Die Getreidefelder wurden teils schon abgeerntet, die Bäume sind jedoch noch grün und schon nach ein paar Minuten tauchen erste Schafe und Kühe am Autofenster auf. Landidyll. Die Großstadt ist vergessen.

Schottland Routenplanung und Routenänderung

Auf Teilen dieser Route reiste ich schon zu Studentenzeiten durchs schöne Schottenland, jetzt will ich es neu entdecken und mein lieber Freund darf es erstmalig sehen. Es geht noch am ersten Tag Richtung Stirling, weil man schon am zweiten Tag ausgeschlafen vorm großen William Wallace und dem ihm errichteten Monument stehen möchte. Dann lesen wir jedoch im B&B von kostümierten Führungen, die nur an bestimmten Tagen stattfinden und skippen den Wallace-Tag bis zum Ende der Reise. Der erste wirkliche Stopp ist also im Cairngorms Nationalpark. Er empfängt uns mit bereits verblühenden Weidenröschen und einem Meer aus roter Heide. Auf den Parkplätzen sprießen die Pilze, ich bin kurz davor das Abendessen selbst zu sammeln… Es wird Herbst in Schottland.

Cairngorms Sketch

Meine Interpretation der Highlands

Wildkatzen-Projekt von Newtonmore

Wildkatzen soll es hier geben. Man wird sie kaum in der Wildbahn sehen. Wir können mit Alternativen gut leben und finden zwei. Eine davon ist das Städtchen Newtonmore, das sich der Erhaltung der wilden Katzen verschrieben hat und mit den Miezen auch ein bisschen Stadtmarketing betreibt. 2010 stellte man überall in der Stadt Plastiken von Katzen auf. In den Vorgärten, auf Hausdächern, in Ladenfenstern und in den Bäumen sitzen die Miaus, die die Bewohner bunt angemalt haben. Die Fieberglasmodelle wurden für jeweils 130 Pfund erworben, individuell gestaltet und drapiert. Das Geld ging an die Wildkatzenstiftung, die die geschätzten 100 echten schottischen Wildkatzen schützt.

schottland Newtonmore Wildkatze

Wildkatzenplastik in Newtonmore (Foto: Sascha)

Wir taten unseren Beitrag für die Miezekatzen und spendeten 9 Pfund für eine Art Sammelheft, in der man die gesehenen Kunstkatzen im Stadtplan einträgt. Das Ganze ist ein nettes kleines Spiel und treibt einen durchs gesamte Städtchen und auf einem Trail drum herum. Wir haben letztlich nur 20 Katzen orten können, waren aber auch nicht auf ausufernde Spaziergänge aus. Außerdem wollten wir dann doch mal eine echte Katze sehen.

Echte Wildkatzen im Highland Wildlife Park

Wenn man die Wildkatzen schon nicht in der schottischen Wildnis sieht, dann eben im Safaripark! Das ist zum Einen faul, andererseits aber auch recht praktisch, denn alles, was man theoretisch auf einer Wanderung durchs heidebewachsene, rostrot und violett schimmernde Hochmoor und die gar nicht mal so niedrigen Cairngorms (die blauen Berge) an Fauna treffen kann, ist im Highland Wildlife Park (15 Pfund p.P.) schon versammelt. Und ein paar andere Viecher, die es im Cairngorms sicher nicht gibt – Eisbären, zum Beispiel.

Schottland Highland Wildlife Park

Im Highland Wildlife Park gibt es echte und unechte Eisbären. Und ihre Fans (Foto: Sascha)

Wir tuckern zunächst mit der nicht-schleifenden Kupplung durch den Safaripark und bestaunen Hirsche, Bisons, Przewalski-Pferde und Kamele auf ihren Großanlagen. Pünktlich zur Fütterung steigen wir aus dem Auto und erlaufen uns das Wildkatzengehege. Die haben ein cooles Tunnelgitter von einem Gehege zum nächsten, hoch über den Köpfen der Besucher. Mutter und Kätzchen sitzen dort auf dem Gang und warten auf die Fleischhäppchen.

Wildkatze im Highland Wildlife Park

Nachdem die Schar Kinder und Kinderwagen die Geduld verloren hat, können wir in Ruhe die Miezen beim Fressen beobachten. Sie sehen den grauen Hauskatzen sehr ähnlich. Sind aber doch ein bisschen wuscheliger und haben wunderschöne, hypnotisierende Augen. Hauskatzen sind in diesem Zusammenhang übrigens die Bösen, wie wir lernen. Die Römer auch! Denn „Was haben uns die Römer gebracht?!“ „Hauskatzen!“ sagte die Tierpflegerin. Die Wildkatze wurde immer mehr von Hauskatzen verdrängt und zu einem seltenen Wesen in den schottischen Highlands (und auch anderswo). Seit 2008 versuchen die Schotten zu retten, was zu retten ist. Ich drücke die Daumen!

Es gibt die Wildkatze übrigens auch (noch/ wieder) in Deutschland. Mehr Infos dazu hat Maike in ihrem Blog!

Wildlife vor dem Fenster

Noch mehr Wildlife können wir sogar eintrittsfrei um unser B&B in Kingussie herum beobachten. Die Besitzer haben um ihre Lodge herum einige Bäume, auf denen sich die Eichhörnchen tummeln. Damit man sie auch sieht, haben sie Erdnussspender aufgestellt. Sehr belustigend, wenn so ein Eichkater breitbeinig in die Plexiglasbox kriecht, eine Nuss aussucht, halb auspackt, dann rückwärts wieder aus dem Kasten krabbelt und die Konkurrenz verscheucht, die bereits ansteht. Und das alles vom Zimmerfenster aus zu sehen. Wer will da noch raus?!

Eichhörnchen

Spiderhörnchen holt sich die Nüsse (Foto: Sascha)

Ich fühle mich schon so entspannt in diesem Wochenendhaus, dass ich letztlich sogar den Malkasten auspacke.

Ich reiste mit Unterstützung von Sunnycars. Vielen Dank dafür.

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