Wie ich auf den Lofoten im Stockfisch-Museum nächtigte
Ich wanderte eine halbe Stunde um den Hurtigrutenkai herum, um die Fähre zu finden, die mich auf die Lofoten bringen sollte. Die MS Røst lag da ganz versteckt und sah eher verlassen aus – fährt die noch? Ich fragte einen der Bootsmänner, die im Hafen herumrasen. Jaja, ich solle einfach reingehen. Na gut. Die Überfahrt nach Moskenes verlief unspannend, Himmel grau, Wasser grau. Ich konnte nur auf Besserung hoffen.
Å am Å der Welt!
Als wir an der Insel anlegten, war es schon wieder dämmerig. Zum Fischerdörfchen Å, dem letzten Dorf auf dem südlichsten Eiland der Lofoten-Inselkette, sollte es gehe. Ich teilte mir das Taxi mit den 3 Mädels aus dem Hostel. Zufälle… Und dann bist du in Å am Å der Welt! Da hört alles auf. Ein Sonntag am Arsch der Welt. Wir übernachteten im Stockfischmuseum, das in der Nebensaison auch als Unterkunft dient. Rote Holzhäuser so weit das Auge reicht. Das ganze Dorf sieht rot! Rorbua nennt man diese Hütten. Niedlich sind sie schon und stehen teilweise auf Stelzen im glasklaren, vermutlich eisig kalten Wasser.
Im Zeichen des Stockfisches
Ich begucke den Ort, auch wenn es schon dunkel ist, ich muss weg von den Zimmergenossinnen, die sind so deutsch! Jedes Haus ist ein Museum, habe ich den Eindruck. Stockfisch hängt derzeit nicht herum. Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass das einzige Pub des Dorfes am Sonntag geschlossen hat. Abendessen fällt damit aus. Ich versuche es positiv zu sehen. Å liegt an eine riesige Felswand gelehnt. Die schroffen Bergspitzen wirken unheimlich. Aber landschaftlich ist das sehr imposant. Vor allem, wenn man gerade Jules Verne in so einer Kulisse liest!
Regen im nordischen Inselparadies
Die Berge sehen wir jedenfalls nicht oft, denn da bleiben die Wolken immer hängen und regnen fleißig ab. Sprich, den lieben langen Montag entleert sich der Himmel über dem Å. Also mehrere Stunden allein mit einer Chinesin und Claudi & Niki, die aus lauter Übereifer und einem „Zeitfenster“ ihre Silvesterparty geplant haben. Vom Eintopf-versus-Chili-Streit bis zum Spülbürste-oder-Schwamm hab ich alles mit anhören müssen… so laut kann man den Player gar nicht stellen! Das waren jedenfalls zwei richtige Deutsche. Alles akribisch geplant – ausgerüstet von Jack Wolfskin bis unter die Zähne und deshalb auch im strömenden Regen rausgegangen – spazieren. „Sind ja nicht aus Zucker!“ Aha.
Immerhin, der einzige Shop im Dorf hatte mal kurz auf – ich konnte das Abendessen nachholen. Im Hellen sah ich doch noch ein paar dürre Kabeljau herumhängen. Die Saison will ich nicht unbedingt erleben – muss furchtbar stinken!
Lofoten-Safari per Bus
Heute Morgen sind wir dann nur noch in der rein deutschen Formation aufgebrochen und haben eine wirklich schöne Busfahrt über die Inseln gemacht. Ist schon toll hier. Spitze, kantige Bergspitzen. Man sieht wie die Lava beim Abfließen erstarrte. Die Treppenstufen, die dabei entstanden sind, hat das Mooszugedeckt wie. Wald gibt es hier nicht wirklich, es ist verdammt windig. Einzig ein paar kleine Birken trotzen dem nordischen Klima. Das Herbstkleid haben sie schon angelegt. Alle paar hundert Meter taucht mal ein kleines buntes (meist rotes) Fischerhäuschen am Fjord auf.
Über den Bergkuppen oberhalb von Reine hat sich ein Regenbogen verfangen. Viele Wolken um und auf allem drauf, es sieht traumhaft aus und doch werde ich das Gefühl nicht los, das ganze Ausmaß der Inseln gar nicht zu sehen. Muss man mal zu einer Jahreszeit nachholen, wenn die Regenwahrscheinlichkeit geringer ist. In Svolvear endet die Fahrt und schön wäre es, wenn jetzt schon der Dampfer auf mich warten würde, aber ich muss noch ein paar Stunden ausharren. In einer Spielunke gebe ich viel zu viel Geld für mittelmäßiges Essen aus und beobachte die Einheimischen. Als der Wirt Dire Straits auflegt, mach ich es mir doch noch gemütlich und bleibe bis zum Boarding.
Ab jetzt bin ich Kreuzfahrer
Um 21 Uhr betrat ich die MS Nordkapp, eines der berühmten Hurtigruten-Schiffe und bewege mich seither weiter gen Norden. Hammerfest soll mein Endziel sein, ab da wieder Richtung Tromsö mit dem Bus, muss schließlich noch den Flieger nach Svalbard erwischen. (Nein, die haben mir noch immer kein grünes Licht dafür gegeben). Kabine gab es leider keine mehr, werde also zwei weitere Nächte auf Sesseln und Bänken schlafen. Macht mal jemand einen Termin für mich beim Chiropraktiker klar, 29.9. würde mir gut passen!
Soweit der Status, Bilder kann ich noch nicht hochladen… die sind hier hoch gesichert aufm Schiff… kein USB.
Hilsen und schöne Träume (soweit reicht das Norwegische dann doch nicht)!
Claudi