Wie ich in Aqaba in Süßigkeiten tauchte
Ganz leise knäckert es hin und wieder in der Stille. Meine Atemgeräusche sind die lautesten Geräusche um mich herum. Ich atme zu schnell, das merk ich jetzt schon. Aufregung! Aber bevor mir die Luft ausgeht, konzentriere ich mich auf das Schöne vor und unter mir. Blaues Meerwasser hat das Rote Meer und allerhand schillernde Gestalten tummeln sich darin. Ein Rotfeuerfisch schwamm gerade hinter einer dicken Hirnkoralle in Deckung. Ich könnte Stunden und Tage unter Wasser zubringen. So friedlich ist es bei den Fischen, still und beruhigend. Großes Kino halt. Die absolute Fokussierung auf zwei Dinge: Atmen und Sehen, mehr braucht man hier unten nicht.
Im Golf von Aqaba Wracktauchen an der Cedar Pride
Vom Tauchen im Golf von Aqaba hat man mir mal abgeraten, aber von sowas soll man sich immer selbst überzeugen und Osama hat so geschwärmt, da bin ich dann doch reingehopst. Wir umkreisen die Cedar Pride, einen Libanesischen Frachter, den seine Hoheit Abdullahs II. der Tauchfan eigens dort versenken ließ, um Taucher anzulocken. Ich dürfte ihm ja dann ins Netz gegangen sein :D
Bis zum 26 Meter tief liegenden Wrack kommen wir gar nicht. Osama ist auch hier wieder unserer Führer, und voll in seinem Element. Er paddelt schnell voran und ich verbrauche meine Luft durch pures Wassertreten, bei 22 Metern müssen wir umkehren. Dabei könnte ich doch einfach nur auf der Stelle schweben und das Meeresgetier an mir vorüberziehen lassen.
Spitzlippige Trückerfische, flinke kleine blaue und rote Riffbarsche und Clownsfische lassen sich ungestört beim Formationsschwimmen und Anemonenkuscheln beobachten. Der Rotfeuerfisch ist als Einzelgänger recht gemächlich unterwegs. Das Schiffswrack ist mit Korallen überwachsen, liegt dort ja auch schon seit 1985. Ein riesiger gelber Korallenstock liegt vor mir im Sand als wäre die Sonne ins Meer gestürzt.
Nach einer Lunchpause gehen wir noch einmal ins tiefblaue Rote Meer, 30 Minuten von Aqaba entfernt. Ich wünschte, mir ginge nicht immer die Luft so schnell aus! Warum hat man mir hiervon eigentlich abgeraten? Ich finde keinen Grund. Es ist nicht dreckig, die Sicht ist super, viele Fische und Korallen… der Golf ist ein sehr gutes Revier.
Aqaba oberhalb der Meeresoberfläche
Aqaba selbst galt viele Jahre als Geheimtipp bei Tauchern, die Massentourismus wie auf der angrenzenden Sinaihalbinsel und Israels Badestadt Elat meiden wollten. Vom Boot aus betrachte ich das Panorama der benachbarten Küstenstädte: wenig kreative Betonklötze aneinandergereiht, in Elat noch ein bisschen höher und enger gesetzt als in Aqaba. Schön ist anderes. Aber wenn man erst mal drinnen ist und nicht mehr drauf gucken muss… dann geht man vor 18 Uhr in der Hitze des Wüstenstaates wirklich ein.
In den Süßigkeitenläden Aqabas tauchen
Dennoch schlendere ich um 16 Uhr durch die Geschäfte, um meinen Auftrag „Jordanische Kräuter“ zu erledigen. Eine Kollegin schwärmte mir von einer Kräutermischung vor, die sie aus Jordanien hatte. Frühstückskräuter, nennt sie das, rührt es in den Joghurt. Ich werde an einem Marktstand fündig und vergesse beinahe die stark nach Kreuzkümmel duftende Mischung mitzunehmen, so haben mich die vielen Kästchen und Säcke in Beschlag, auf denen bunte Berge aus Gewürzen aufragen und fremde Gerüche ausströmen. Achja und noch etwas Safran, bitte! Und nebenan, da gibt es Süßigkeiten, bei deren Anblick die Zahnfüllungen sich schon mal abkoppeln. Nüsse und Knabberzeugs aller Art liegen schön nach Farben und Form sortiert in Kästchen aufgereiht. Datteln sind mir grundsätzlich zu süß, aber weißer Nougat kann gar nicht klebrig genug sein! Naja, ein kleines Stückchen nach der Tauchtour wird ja wohl erlaubt sein ;)
Schließen wir also ab: Jordanien ist ein kleines Land, aber es kann mit seinen sechs Nationalparks eine Vielfalt bieten, die mit den ganz Großen mithalten kann.
Friede mit euch!
Claudi