Die heiligen Papageien der Mayas in Macaw Mountain
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Die heiligen Papageien der Mayas in Macaw Mountain

In Guatemala habe ich gelernt, dass der Nationalvogel Quetzal den Mayas so heilig war, dass man seine Schwanzfedern als Währung führte und heute noch die Währung nach dem grünen Vogel nennt. Im Macaw Mountain Vogelpark bei Copán erfuhr ich heute Morgen, dass auch die roten Aras eine wichtige Rolle für das alte Volk spielten. Auch ihre Federn steckte man in den Kopfschmuck der Royals und handelte sie für hohe Güter, während das einfache Volk ganze 12 Kakaobohne für eine Ananas hinlegen musste. Dagegen war eine Sklavin für 100 Kakaobohnen ja glatt ein Schnäppchen!

Gottgleiche, heilige Papageien in Macaw Mountain

„Nein, keinem Vogel wurde auch nur eine Feder gekrümmt, auf Tötung stand die Todesstrafe.“ Entgegnet mir Parkführer Alex auf die Frage, ob die Vögel wegen des wunderschönen Federkleides gejagt wurden. „Aras waren heilig! Man sammelte nur die Federn auf, die die Vögel von allein verloren. Die Königsfamilien hielten die Vögel als Haustiere.“ Sie sahen in den scharlachroten Papageien den Sonnengott K‘inich Ahau. „Du wirst sehen, was ich meine, wenn ihr in Copán seid.“ deutet der junge Mann an. Vorher sehe ich noch einige ehemalige Haustier-Papageien verschiedenster Art, die ihren Besitzern zu viel wurden und im Macaw Mountain ein neues Zuhause gefunden haben. Manche erwartet sogar die Freiheit.

Ara beim morgendlichen Bad

Ara beim morgendlichen Bad

Macaw Mountain – Vogelrettungsstation

Zwischen Zieringwer-Sträuchern und tropischen Baumriesen tanzen Libellen und Falter durch die bereits schwülwarme Morgenluft. Der ein oder andere freilebende Vogel kreischt im Geäst. Dazwischen leben 200 gefiederte Freunde von den roten, grünen und gelbbrüstigen Aras bis zu Weißkronenpapageien, Eulen und den wirklich neugierigen Tukanen in insgesamt 20 Volieren. Zusammen können sie ganz schön Lärm machen, da hilft auch das Glucksen des Flüsschens nichts.

Tukan im Macaw Mountain Park

Tukan im Macaw Mountain Park

Auf der schattigen Veranda des Park-Cafés treffen wir Besitzer und Vogelmann Lloyd Davidson, der den Park hier 2003 aufbaute, nachdem er die ersten Papageien von einer Vogelretterin auf Roatán übernommen hatte und nie wieder losgeworden ist. Seither spenden ihm die Honduraner unlieb gewordene oder schwierige Papageien. Davidson hatte vorher 25 Jahre auf Roatán mit Fisch gehandelt. „Ich mache an den Vögel gut, was ich an Fischen auf dem Gewissen habe“, meint er scherzhaft und überlässt uns wieder Führer Alex, der übrigens kein studierter Ornithologe ist, und in wenigen Jahren per Internet und Buchkonsum zu einem von Davidsons kundigsten Vogelexperten wurde.

Vogelpark-Führer Alex mit Gelbbrust-Ara

Vogelpark-Führer Alex mit Gelbbrust-Ara

„Der hellrote Ara ist der Nationalvogel Honduras‘. In Macaw Mountain züchten wir diese gefährdeten Vögel, um sie später auszuwildern“ unterweist uns Alex, der behutsam einem Gelbbrust-Ara auf seinem Arm balanciert, „unter anderem in Copán.“

Gefiederte Wächter von Copán

Keine 60 Minuten später flattern zur Bestätigung zwei Aras über unsere Köpfe hinweg zu den hohen Brotnussbäumen am Rande der großen Plaza – im archäologischen Park von Copán. Gerade erklärte uns Guide Antonio an einer Tafel am Eingang, dass der Gründer von Copán den Namen K’inich Yax K’uk‘ Mo‘ (Große Sonne grüner Quetzal Ara) trug und an allen möglichen Stelen, Altären und Tempeln der Papagei wiederzufinden sei. Die Vögel hüpfen auf den Ästen des Baumes immer höher und außer Sichtweite – verstecken sich vor uns und der Sonne.

Info-Tafel über Papageien und Mayas in Copán

Info-Tafel über Papageien und Mayas in Copán

Ein weiterer Ruinentag in der prallen Sonne – was haben wir für ein Glück! Mit Weltrekordhalter Antonio machen wir den archäologischen Spaziergang in dreistündiger Rekordzeit. Der 77jährige macht diese Runde nämlich schon seit 40 Jahren – daher der Rekord – und auch noch in diversen Sprachen. Uns bietet der (fast) zahnlose Tony heute eine Mischung aus Deutsch, Englisch und Spanisch und das ist gar nicht mal so schlecht. Daneben gibt es Nachhilfe in Hieroglyphenlesen und Mayasprache.

Über Copan und was das mit 18 Kaninchen zu tun hat, lest ihr hier gesondert >>

Auf den Straßen von Honduras

Nach der zweiten Dusche des Tages können wir dann 6 Stunden im Minibus ausruhen – Reiseleiterin Hattie wirft eine Runde Reisekrankheitstabletten (die ich ja nicht benötige und ablehne). Während also ein Großteil der Mannschaft schläft, beobachte ich ein weiteres Mal Carlos‘ Fahrkünste von der 3. Bank aus. LKWs Überholen am Berg – jedem Fahrschullehrer in Deutschland würde es die Schuhe ausziehen. Der Gegenverkehr ist nicht weniger tollkühn. Auf den Pick-ups, die wir überholen, quetschen sich die Arbeiter, einige haben Waffen. Auch LKWs transportieren neben den Waren bewaffnete Wachmänner. Die Chicken Buses sind hier nicht so bunt wie in Guatemala, die meisten sind gelb und haben sogar noch das „School Bus“ über die Front gepinselt.

Überlegungen vor Reise: Wie gefährlich ist ein Urlaub in Honduras?

Wandmalerei in Honduras

Wandmalerei in Honduras

Zur Abwechslung schau ich mir die Landschaft an. Bananenplantagen, Wälder, rote Flammenbäume, Obststände, Zahnärzte, Comedores. Je nördlicher wir kommen, desto mehr Palmenplantagen säumen den Weg, bis es schließlich zu dunkel ist, noch irgendetwas zu erkennen. Als wir im Küstenstädtchen Tela in einem All-inclusive-Resort einfahren und Armbändchen erhalten, bin ich zu müde, mich pauschalisiert zu fühlen. Aber morgen geht es schon wieder weiter. Endlich wieder fliegen!

Reise-Infos

Macaw Mountain in Copán, Eintritt: 10 Dollar

Diese Recherchereise wird unterstützt von Visit Centroamérica. Vielen Dank dafür!

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