Warum das Festival of Lights 2013 mich enttäuschte
Früher war alles besser. Auch das Festival of Lights. Und früher war vor 3 Jahren. Es gibt das Berliner Lichterfest ja erst seit 9 Jahren. Angefangen hat es für mich 2007. Seitdem haben sich die Lichtinstallationen zur Erwärmung und Ermunterung des kargen Berliner Herbstes immer wieder verändert. Anfangs reichten vielfarbige Strahler, um ein Wechselspiel von Bonbonfarben an den Fassaden von Tor, Dom und Turm zu zaubern.
Und jährlich fragt der Tourist
Im bereits abkühlenden Herbstwetter etwas anheimelndes und für die Touristen auch am Abend noch unterhaltendes. Ich liebe dieses Festival der Lichter. Es macht mich immer glücklich, mit geschultertem Stativ durch die Stadt zu ziehen und den Umstehenden die alljährlich aufkommende Frage zu beantworten, was hier eigentlich los ist und worauf wir alle warten. „Dass das Licht angeht!“
Dia-Projekten überwiegen beim Festival of Lights 2013
Doch dann kamen die Motivschablonen, die vor allem auf dem Berliner Dom und Hotel Adlon regelmäßig eine abwechslungsreichere Hülle überzogen. Die waren ok auf den breiten Projektionsflächen. Und dann kam 2013 und auf jedem Gebäude der Stadt prangen diese Dia-Projektionen, fast alle mit einem erkennbaren Sponsor. Klar kostet der Spaß Stromgeld. Ich habe nichts gegen Sponsoring. Aber gegen an sich sehr nette, bunte Bilder auf den Fassaden, in denen dann ganz undezent und unpassend noch das Firmenlogo vom Autohersteller oder wem auch immer prangt.
Oberbaumbrücke im Lichterschein
Mein Lieblingsmotiv war immer die Oberbaumbrücke. Der beste Spot zum Fotografieren der illuminierten Brücke ist die Pinkelecke der Penner. Dieses Jahr konnte ich die auslassen. Denn man bot eh nur eine Laserpointer-Show auf den Türmen, sonst nix. Öde, kein bisschen verzaubernd, nur zappelige, gelbe und blaue Linien. Wer braucht das? Keiner! Das Highlight meines ersten von 3 Foto-Abenden war ein tatsächlich farbenreich ausgeleuchtetes Schiff, das unter der Brücke durchschipperte. Auf diese Weise hat die Oberbaumbrücke immerhin für ein paar Sekunden wieder in dem Lichterschein geglüht, den man bei einem Lichterfest auch erwartet.
Auftakt am Berliner Dom
Die Projektionen am Berliner Dom wurden mit viel Ah und Oh und sogar Beifall begrüßt. Die Motive des letzten Jahres (Österreich Werbung) waren gegenüber den diesjährigen unruhigen Musiknoten und Pollok-Imitationen regelrecht inspirierend!
Der Fernsehturm hat sich auf ein kleines Lichtkränzchen beschränkt – kein Foto wert. Auch der Gendarmenmarkt hat sich in diesem Jahr eine Pause gegönnt, wie es scheint. Denn der französische Dom war gar nicht beleuchtet, der deutsche Dom halbherzig im obere Bereich im immer gleichen Orange (vermutlich sponsored by der Stadtreinigung). Das Konzerthaus konnte immerhin audio-visuelle Effekte vorweisen (sponsor: my Lord won‘t you buy me a …).
Neu in 2013: Video-Projektionen
Töne mit Wechselbildern gab es schließlich auch am Adlon, aber mit einem erkennbaren Motiv. Die Werbung für „einfach elektrische“ Autos war ganz ansehnlich, wenn auch zum Fotografieren völlig unbrauchbar, denn da läuft eine Art 4-Minuten-Werbespot. Andererseits: wer fotografiert heute noch? Viele standen da und haben auf ihren smarten Telefonen Filmchen gedreht.
Das Brandenburg Tor ist mittlerweile der Hauptspot für die Touristen beim FOL geworden. Der Pariser Platz voller Leute, die sich gegenseitig im Weg und im Bild stehen. Drum herum stehen die Lichterkutschen, deren Pferde bei jedem Blitzlicht zucken und mittendrin hocken die Hungerstreikenden und hängen sich Lichterketten auf ihre Schirme. Was für eine Szene! Der Tor wechselte sein Lichtkleidchen in diesem Jahr ebenfalls durch Dia-Projektionen und Animationen.
Eher schwierig zu erkennen: die Projektionen am Potsdamer Platz und auf dem einzigen Flat Iron Berlins. Dafür war der Platz vor den Potsdam Arkaden umso farbenreicher. Man hätte es von oben sehen müssen… Gehe ich im nächsten Jahr noch einmal zum Festival of Lights? Aber sicher doch! Es ist immer noch bunter als die sonst grauen Fassaden der Stadt ;)
Im Dezember schau ich mir aber trotzdem erst mal an, wie das in Lyon mit den Lichtern machen.
Noch ein paar Tipps für Lichter-Fotografen
1. Sei zur blauen Stunde da, schwarzer Himmel hinter noch so bunten Fassaden sieht doof aus.
2. Plane nur eine Location pro Tag.
3. Die Frontalposition mag verlockend sein, das denken aber auch alle. Such Seitenwinkel oder Details.
4. Such dir indirekte Motive. Die Gebäude müssen nicht im Fokus stehen
5. Oktober in Berlin ist durchaus schon kalt! Mütze, Schal und warme Schuhe gehören dazu.