Reisetipp: Baum pflanzen in Neuseeland
Neuseeland-Karte als Poster >>
Als wir auf den perfekt betonierten Parkplatz einfahren, ist zunächst nicht klar, welches der vielen Autos zu Wayne gehört. Wir wissen ja auch nicht wie er aussieht. Nach einer kleinen Runde über den Platz fällt da dieser eine Mann stark aus dem üblichen Familienausflugsbild heraus. Er sitzt im geöffneten Kofferraum seines weißen Autos, mit Sonnenbrille, kurzen Hosen un Schlabbeshirt, neben sich eine Kiste Pflanzen. Das muss Wayne sein! Er ist es. Trotz Labour Day und diversen Feierlichkeiten in der Familie hat er es geschafft, zum Kap zu kommen. Per Internet haben wir uns verabredet.
„Schön, dass ihr gekommen seid, um an unserem Projekt teilzunehmen.“ sagt Wayne. Und dann kommt er schnell zur Sache. „Ich habe ein paar Pflanzen zur Auswahl. Sucht euch was aus.“ Jungpflanzen haben den Nachteil, dass man ihnen nicht ansieht, wie sie einmal als Baum oder Busch aussehen werden. Meistens blühen sie nicht mal und haben nur ein paar Blätter. Was haben wir also vor uns? Nur einheimische Gewächse, soweit klar.
Pohutukawa stellt uns Wayne als erstes vor. Der neuseeländische Weihnachtsbaum. Er blüht ab November in fedrigen roten Blütenbällen – für die Kiwis ein Zeichen, die Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Wir schlagen ein, denn alles andere wird nur ein Busch oder Blätterknäul und wir wollen unseren Baum schließlich wieder besuchen und erkennen können!
Wayne findet die Wahl ganz ausgezeichnet. Wir schreiten also zur Böschung, die sich um den Parkplatz zieht und treten zwischen die bereits gepflanzten Büsche. Hier sind schon Löcher vorgegraben, wir machen uns also nicht einmal die Hände schmutzig? Doch doch, wir müssen unseren Setzling ja noch auf die neue Heimat und seine neue „Beinfreiheit“ vorbereiten. Der Wurzelballen muss etwas auseinandergezupft werden,dann sind auch die Hände schmutzig.
Das Pflanzloch wird angegossen, der Pohutukawa wird in die Erde gelassen. „Schnell zuschütten, alle Erde die drumherum liegt, muss die Wurzeln bedecken.“ Wir schaufeln und treten die Erde fest, dann noch einmal angießen und fertig ist der Klimaausgleich. Über uns weht noch immer der Kapwind, die Wolkendecke ist nicht mehr ganz geschlossen und wir sehen nun auch mal die Umgebung: wenn er es schafft, 30 Zentimeter zu wachsen, kann unser Pohutukawa mal auf den Leuchtturm des Cape Reinga blicken.
„Für uns Maori ist das Cape, Te Rerenga Wairua, ein heiliger Ort. Hier gehen die Seelen unserer Verstorbenen auf ihre letzte Reise nach Hause – nach Hawaiki. Daher kümmern wir uns auch um die Wiederbepflanzung des Kaps, denn der Bau des Parkplatzes hat Wunden in Mutter Erde gerissen.“ Was die Natur angeht, sind Maori wie Buddhisten: alles Leben hat seine Daseinsberechtigung und sollte dafür geachtet werden, selbst das kleinste Insekt. Das Image der Krieger mit den Tattoos trügt.
Wayne ist ein Maori, der Pahia – unsere nächste Station – zu touristisch findet. Er ist ein Maori, der mit seinen Stammesältesten als Landschaftsgestalter für den Erhalt des natürlichen Erbes sorgt, das die Maori vor 1000 Jahren unter der langen weißen Wolke vorfanden. Seit 5 Jahren forstet er am windigen Kap wieder auf und ersetzt vom Wind verbrannte Pflanzen durch neue.
Er schießt noch ein Foto von uns und schreibt die GPS-Koordinaten des Baumes auf. Auf der Pflanzurkunde werden diese festgehalten und auch in der Datenbank des Native Tree Projects. Wir sollen nicht gleich in zwei Wochen nachfragen, aber generell gibt er gern den Stand und auch Fotos der Pflanzen an deren Paten. Eine tolle Idee, die sich jeder überlegen sollte, der den langen Flugweg nach Neuseeland antritt und dann fleißig durch die wunderbaren Landschaften wandert, spaziert, klettert oder fährt. Leave nothing but footprints? Warum nicht die Fußstapfen nutzen, um einen frisch gepflanzten Baum in der Erde festzutreten?
Es ist Labour Day und ein generell geschäftiges Wochenende für Wayne. Er muss wieder zur Familie, eine Trauerfeier und ein Geburtstag stehen an. Man feiert beides in großer Runde und mit Zeremonie. Umso mehr wissen wir Waynes spontanes Kommen zu schätzen. Der Baum hat übrigens 20 Dollar gekostet. Und wir werden ihn und Wayne hoffentlich in ein paar Jahren noch einmal besuchen können. Wer nicht persönlich zum Pflanzen kommen kann, hat übrigens per Internet die Möglichkeit, Pflanze und Ort zu wählen, Wayne macht den Rest!
Mauri Ora, Wayne Petera :)
Stichworte: Baum, claudiNZ, CO2, klimaausgleich, Nachhaltigkeit, Nordinsel, Reisetipp